dimanche, 21 décembre 2008
Ein Konzept, das der Wirklichkeit widerspricht
Ein Konzept, das der Wirklichkeit widerspricht
„MenschInnen“-Autorin Barbara Rosenkranz im ZZ-Gespräch über Hintergründe, Einfluß und Folgen der „Gender-Mainstreaming“-Ideologie sowie über mögliche Gegenmaßnahmen
Frau Landesrat, was hat Sie dazu bewogen, das Buch „MenschInnen“ zu schreiben?
Barbara Rosenkranz: Es ist wichtig, daß die Gleichberechtigung der Frauen auf einer soliden, rationalen Grundlage argumentiert wird. Denn ich schätze vernunftbezogene Argumentationen und halte es für gefährlich, auf einer sehr zweifelhaften theoretischen Grundlage die notwendige Gleichberechtigung der Frauen zu verfechten.
Wenn man sich die Reaktionen auf Ihr Buch anschaut, so wurde unter anderem behauptet, es finde eine Umschreibung der Wirklichkeit statt. Trifft dieser Vorwurf nicht eigentlich auf die „Gender Mainstreamer“ zu?
Rosenkranz: Ich habe mich erfolgreich bemüht – es hat bis jetzt keinen sachlichen, inhaltlichen Widerspruch gegeben – alle meine Argumente durch Zitate und Belege aus den Aussagen und Schriften der Gender-„ExpertInnen“ zu stützen. Ich behaupte nichts, was nicht zu beweisen ist.
Warum ist das Gender Mainstreaming eine zweifelhafte theoretische Grundlage?
Rosenkranz: Der Kernsatz, mit dem sich feministische Bewegungen darstellen, aus denen das „Gender Mainstreaming“ hervorgeht, ist der über engere Kreise hinaus bekanntgewordene Satz von Simone de Beauvoir: „Man kommt nicht als Frau zur Welt, man wird es“. Daß dieser Satz falsch ist, sagt nicht nur der Augenschein, sondern das bestätigen mittlerweile auch die Humangenetik und die modernen Neurowissenschaften. Natürlich ist Biologie nicht Schicksal, aber Biologie muß der Ausgangspunkt jeder Diskussion sein.
Den „Gender Mainstreamern“ wird vorgeworfen, einen neuen Menschen schaffen wollen. Trifft dieser Vorwurf zu?
Rosenkranz: Es ist so, daß die Gender-Theorie behauptet, daß zwischen dem biologischen Geschlecht und der Geschlechterrolle – dem „Gender“ – keinerlei Zusammenhang besteht, und daß deshalb jeder Mann oder jede Frau das soziale Geschlecht, „Gender“, frei wählen kann. Das ist eine neue Idee, die leugnet, wovon wir vernünftigerweise immer ausgegangen sind, nämlich, daß das biologische Geschlecht natürlich auch die Geschlechterrolle prägt.
Was bezwecken Ihrer Meinung nach die Befürworter des Gender Mainstreaming?
Rosenkranz: Daß Gender Mainstreaming nicht nur ein Programm für Frauen ist, sondern für die Veränderung der Gesellschaft insgesamt, und auch mit den Männern einiges vorhat, können Sie in allen Texten lesen, die „Gender-ExpertInnen“ veröffentlichen. Wahrscheinlich wollte man wohlmeinend dafür sorgen, daß keinerlei Diskriminierung passiert. Aber man muß Diskriminierung vermeiden, ohne daß man sich auf eine mehr als fragwürdige Grundlage begibt. Und zum anderen ist es das Bestreben – und das zeigt jetzt die Besetzung der Ministerien in Österreich sehr deutlich – Frauen völlig unabhängig von ihrer Mutterrolle zur Verfügung zu haben, was sich auch mit den Wünschen einer Wirtschaft deckt, die sehr kurzfristig denkt. Jetzt haben wir in Österreich kein eigenes Familienministerium mehr, sondern nur mehr ein Familienstaatssekretariat, und das wurde – was ein klares Signal ist – auch dem Wirtschaftsministerium zugeordnet.
Im Regierungsprogramm kommt dreimal das Wort „Gender“ vor, und auch auf EU-Ebene gibt es unzählige Gender-Programme. Diese Ideologie ist doch eigentlich schon sehr weit fortgeschritten und konnte schon sehr viele Bereiche für sich vereinnahmen können.
Rosenkranz: Das ist auch das Ziel und die erklärte Absicht. „Mainstreaming“ bedeutet, dass eine Strategie auf allen Ebenen, von der obersten Organisationsebene – ich meine Brüssel – bis hinunter zur Bezirksverwaltungsbehörde, und in allen Bereichen, vom Bundesheer bis zum Gesundheitsministerium, durchgezogen wird. Daher muß die Genderperspektive in allen Bereichen und auf allen Ebenen berücksichtigt werden.
Welche Strategien können bzw. sollten eigentlich gegen das Gender Mainstreaming unternommen werden?
Rosenkranz: Das wichtigste ist, eine öffentliche Diskussion über dieses Thema zustandezubringen. Das war auch der Anstoß für mein Buch, denn es ist ja eine eigenartige Sache, daß ein Konzept, das alle Bereiche prägen soll und muß, das rechtlich in Verträgen verankert ist, der Bevölkerung weitgehend unbekannt ist. Und ich halte es für notwendig, daß darüber zumindest eine breite Debatte zu führen ist, wenn das absolut nicht umstoßbare Ziel der Gleichberechtigung durch ein weiterreichendes und auch völlig daran vorbeigehendes Konzept abgelöst werden soll, wie es beim Gender Mainstreaming der Fall ist.
Glauben Sie, daß die Gender-Ideologie dahingehend erfolgreich sein wird, einen neuen Menschen zu schaffen?
Rosenkranz: Es ist ganz offenkundig, daß der Mensch als Mann und Frau besteht. Es wird nicht möglich sein, das zu ändern, auch wenn es der abgetretene Sozialminister (Erwin Buchinger, Anm.) in einem Interview mit dem Magazin „Profil“ gesagt hat. Er wurde vom „Profil“ ein bißchen ungläubig gefragt, „und wie wollen Sie nun die Geschlechter abschaffen“ und hat geantwortet: „Das biologische Geschlecht wird bleiben, als soziales Konstrukt verschwindet es. Abgesehen von der kurzen Phase des Kindergebärens sehe ich keine Unterschiede. Grundlage für soziales Verhalten ist die Gleichstellung.“ Man hat also vor, hier wirklich ein völlig anderes Rollenbild zu schaffen. Aber gelingen im positiven Sinn kann es nicht, weil es völlig gegen die Wirklichkeit gerichtet ist. Allerdings kann man gewaltige Zerstörungen anrichten.
Welche Zerstörungen wären das?
Rosenkranz: Sie brauchen sich nur anzuschauen, was unter dem Titel „geschlechtssensible Pädagogik“ praktiziert wird: Daß nämlich in öffentlich geförderten Kindergärten Mädchen ein sogenanntes weibliches Verhalten nicht zeigen dürfen und daß sie statt dessen angeregt und ermuntert werden, ein sogenanntes männliches Verhalten – Kratzen, Beißen, Raufen – anzunehmen und sie dafür gelobt werden.
Umgekehrt werden Buben für ein solches Verhalten bestraft und zu einem völlig anderen Verhalten angeleitet. Ihnen bringt man Massagekörbe und ermuntert sie dazu, in Prinzessinnenkleidung zu schlüpfen und ihre Nägel zu lackieren.
Gender Mainstreaming ist eben nicht ein Förderprogramm für Frauen, sondern hat, wie man in den theoretischen Schriften nachlesen kann, auch mit den Männern einiges vor. Einer der Pioniere auf dem Gebiet der sogenannten Burschenarbeit sagt es auch ganz deutlich: „Das Ziel ist nicht ein anderer Junge, das Ziel ist gar kein Junge.“ Das sollten wir unseren Kindern nicht zumuten.
Das Gespräch führte Bernhard Tomaschitz.
00:20 Publié dans Sociologie | Lien permanent | Commentaires (0) | Tags : féminisme, femmes, political correctness, manipulations médiatiques, gender studies, actualité, sociologie | | del.icio.us | | Digg | Facebook
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