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mercredi, 24 novembre 2010

30 Jahre Laibaich: Total totalitäre Retro-Avantgardisten

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30 Jahre Laibach: Total totalitäre Retro-Avantgardisten

Felix MENZEL - Ex:

Das Kunstmagazin MONOPOL setzt in der aktuellen November-Ausgabe einen Schwerpunkt auf Kollektive und beschäftigt sich in der Titelgeschichte mit der slowenischen Industrial-Band Laibach. Diese versteht sich selbst als „Gesamtkunstwerk“. Um dies zu dokumentieren, haben die umstrittenen Musiker dieses Jahr zum 30. Geburtstag ihrer Band eine Ausstellung, ein Symposium und mehrere Konzerte durchgeführt. 

Daniel Völzke und Martin Fengel von MONOPOL durften Ende September zu den Feierlichkeiten nach Slowenien reisen. Der Aufwand hat sich jedoch nicht gelohnt. Hauptsächlich trägt ihre Reportage die Meinungen und Erkenntnisse zu der provokanten Band zusammen, die sich in den letzten Jahrzehnten so angehäuft haben. Auf der einen Seite steht dabei der Vorwurf, Laibach würden sich faschistischer Ästhetik bedienen. Auf der anderen dann die Erklärung: Das ist nur „Über-Identifikation“ mit totalitären Systemen, mit der diese letztendlich ad absurdum geführt werden.

Der Kunstwissenschaftler Boris Groys spricht von einer Inszenierung, die „totaler als der Totalitarismus“ sei. Laibach selbst sagen dazu wenig. Entweder geben sie Statements ab, auf die die Presse nur so wartet. Zum Beispiel:

Wir sind genauso Faschisten, wie Hitler ein Maler war.

Oder sie erklären allgemeine Sachverhalte ohne jegliche Spezifik. Daniel Völzke haben sie vorgeträllert:

Wir glauben an eine Kunst, die soziale, politische und wirtschaftliche Reformen voranbringt, aber auch an Kunst, die die Grenzen ästhetischer Erfahrung austestet. In kollektiv organisierten Bewegungen entwickeln sich diese beiden Vorhaben organischer.

Damit sind wir genauso klug wie vorher.

Das Prinzip der Retro-Avantgarde, das die Slowenen anwenden, besteht darin, mit unzähligen historischen Versatzstücken (NS-Propaganda, Sozialistischer Realismus, christliche Ikonographie) die empfindlichsten Stellen unserer Identität anzusteuern. Das Ziel ist dabei kein politisches. Es geht vielmehr um die maximale energetische Mobilisierung des Betrachters. Dies kann sich in Empörung, frenetischem Jubel oder gar körperlicher Ekstase ausdrücken.

Laibach sind sich dabei bewußt darüber, was ihr derzeit größtes Problem ist. Auf dem Symposium betonte Gründungsmitglied Ivan Novak:

Es ist leicht, neu zu sein, wenn man neu ist, aber es ist schwer, wenn man alt ist wie wir.

Im Klartext: Provokation nutzt sich mit der Zeit ab. Wahrscheinlich hat die Industrial-Band daher ihren Höhepunkt schon hinter sich und weiß das sogar. Im Dezember gibt sie mehrere Konzerte in Deutschland. Bei Youtube kann man außerdem einen faschistischen Tanzkurs mit Laibach belegen. Danach wird jeder – fernab jeglicher Politik – wissen, wie faschistische Ästhetik auf ihn wirkt.

 

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