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samedi, 17 octobre 2015

US-Angriff auf »Made in Germany«

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US-Angriff auf »Made in Germany«

Norman Hanert

Ex: http://www.preussische-allgemeine.de

Welche Motive hinter dem Vorgehen der amerikanischen Umweltbehörde EPA gegen Volkswagen stecken

Gerade hat Volkswagen den japanischen Konkurrenten Toyota als weltweit größten Autobauer überholt, da droht dem Wolfsburger Konzern in den USA eine existenzbedrohende Milliardenstrafe. Die Folgen könnten den Industriestandort Deutschland insgesamt gefährden.


Auf den ersten Blick scheint im Fall Volkswagen alles eindeutig. Der Autobauer hat bei einigen seiner Dieselmodelle offenbar die Abgaswerte manipuliert und die Verbraucher getäuscht. In den USA, wo die Affäre nach Ermittlungen der Umweltbehörde EPA ihren Anfang nahm, droht VW nun eine Strafzahlung von bis zu 18 Milliarden US-Dollar. Dazu kommen wahrscheinlich noch einmal Sammelklagen, die VW am Ende zusätzlich noch einmal ein Vielfaches dieser Rekordstrafe kosten können. „VW dürfte noch nicht wirklich eine Vorstellung davon haben, mit welchen gigantischen Schadenersatzforderungen die amerikanischen Kollegen aufwarten werden“ , so die Einschätzung des auf Haftungsrecht spezialisierten Anwaltes Jürgen Hennemann im „Spiegel“. Obendrein muss VW auch mit einer langfristigen Beschädigung des Renommees rechnen. Ist der Ruf erst einmal angekratzt, üben sich gerade die US-Verbraucher oft jahrelang in Kaufzurückhaltung, wie dies bereits die Automarke Audi spüren musste.


Im Jahr 1987 waren gegen den Audi 5000, die US-Version des Audi 100/200, in einer Reportage der populären TV-Sendung „60 Minutes“ schwere Vorwürfe erhoben worden. Auf mysteriöse Weise sollten sich Fahrzeuge von Audi in Bewegung gesetzt und hunderte Unfälle mit sechs Todesopfern verursacht haben, so der damals erhobene Vorwurf. Am Ende einer hysterischen Berichterstattung in den US-Medien stand der Befund, dass den deutschen Autobauer keine Schuld traf. Nicht ein technischer Defekt, sondern Bedienfehler der Kunden waren die Ursache der Unfälle. Trotzdem hatte Audi lange Zeit mit den Folgen der unberechtigt erhobenen Vorwürfe zu kämpfen. Die Verkaufszahlen erlebten einen regelrechten Absturz, von denen sich Audi in den USA lange nicht erholt hat. Angesichts solcher Aussichten ist nicht auszuschließen, dass Volkswagen nun finanziell so zur Ader gelassen wird, dass er am Ende nur noch ein Schatten seiner selbst ist oder womöglich sogar ein Kandidat für eine Übernahme oder gar eine Pleite.


Inzwischen äußern Kritiker bereits den Verdacht, dass es sich bei dem „Dieselgate“ um den gezielten Versuch handeln könnte, den deutschen Marktführer kaputtzumachen. „Ist es nicht ein bemerkenswerter Zufall, dass dieses Thema just an jenem Tag in den USA hochkommt, an dem VW dort seinen lang erwarteten neuen Passat vorstellt, das Fahrzeug, das in den nächsten Jahren den Heimatmarkt von GM und Ford aufwirbeln sollte?“, so der Wirtschaftsjournalist Dirk Müller, der die Vorwürfe gegen Volkswagen für maßlos überzogen hält. Ähnlich die Kritik, die von Hans-Werner Sinn kommt. „Bei der VW-Affäre wird mit zweierlei Maß gemessen“, so der Präsident des Münchner Ifo-Instituts gegenüber dem „Handelsblatt“, und: „Wo ist die europäische Verbraucherschutzbehörde, wo sind die Sammelklagen, die die Hersteller der betrügerischen ABS-Papiere aus Amerika mit Forderungen von Dutzenden von Milliarden Euro überschütten?“ Scharf ins Gericht geht Sinn auch mit der US-Automobilindustrie. Diese habe über Jahrzehnte versucht, „die kleinen und effizienten Dieselmotoren für Pkw durch immer weiter verschärfte Stickoxid-Grenzen vom Markt fernzuhalten, weil man selbst die Technologie nicht beherrschte“. Gegen die „Stickoxid-Schleuderei der eigenen Trucks“ habe man nichts. „Nun hat sie endlich den gewünschten Erfolg. Der Diesel-Motor ist wieder weg. Meinen herzlichen Glück­wunsch.“
Tatsächlich gibt es Anhaltspunkte dafür, dass die US-Behörden im Fall Volkswagen mit zweierlei Maß messen. So ist der US-Autobauer General Motors (GM) erst vor Kurzem mit einer bemerkenswert milden Strafe von 900 Millionen Dollar davongekommen. Geht es bei Volkswagen um den Vorwurf, Abgaswerte manipuliert zu haben, so sah sich GM dem Vorwurf ausgesetzt, dass wegen defekter Zündschlösser über Hundert Menschen zu Tode gekommen seien.


Sollte Volkswagen in den USA nun tatsächlich zu einer Milliardenstrafe und gigantischem Schadenersatz verurteilt werden, sind die Folgen für den Industriestandort Deutschland nicht im Entferntesten absehbar. Im Raum steht nämlich inzwischen der Vorwurf, auch andere deutsche Autobauer wie beispielsweise BMW hätten manipuliert, um die hochgeschraubten US-amerikanischen Abgasvorgaben erfüllen zu können. Gerade zu der Zeit, zu der der bisherige Wachstumsmarkt China zunehmend Schwäche zeigt, sieht sich damit der gesamte deutsche Automobilbau der Gefahr ausgesetzt, in den USA enorme finanzielle Belastungen stemmen zu müssen. Mit der Automobilindustrie ist ausgerechnet ein Herzstück der hiesigen Wirtschaftskraft betroffen, das fast die Hälfte der deutschen Exportüberschüsse erwirtschaftet.    
    Norman Hanert

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