Das Wort Liberalismus leitet sich vom lateinischen Wort „liber“ ab und bedeutet „frei“. Der Liberalismus dreht sich primär um das Individuum und nicht um die Gesellschaft, per Definition ist das Leitziel des Liberalismus also die Freiheit des Individuums vor dem Staate. Bei oberflächlicher Betrachtung klingt der Liberalismus nach einer hehren Philosophie und womöglich haben die meisten Anhänger dieser Philosophie auch hehre Ziele. Doch gehen sie damit, ob bewusst oder unbewusst, völlig an der Zeit und ihren Problemen vorbei, schaden der gesamten Gesellschaft und im Endeffekt dadurch auch sich selbst.
Die Blütezeit des Liberalismus lag im Deutschland des 19. Jahrhunderts, in einer Zeit in der die Deutschen nach Einheit strebten, unterdrückt und bekämpft wurden, somit der Wunsch nach Freiheit ein nachvollziehbarer war. Ebenso verständlich war, dass die Deutschen, durch willkürliche Zölle und Grenzen gebeutelt, sich nach freiem Handel sehnten. Das heutige Deutschland ist jedoch nicht mehr durch Grenzen geteilt und die Deutschen werden auch nicht mehr durch direkte Repressalien unterdrückt, die Probleme sind somit anderer Natur und bedürfen völlig anderer Lösungen.
Nur eine gesunde Gesellschaft verträgt Liberalismus
Von seinem Wesen her ist der Liberalismus, ganz gleich ob gesellschaftspolitisch oder wirtschaftspolitisch, eine Philosophie, die nur in einer gesunden Gesellschaft anwendbar ist. Die liberalistische Philosophie geht nämlich davon aus, dass sich durch natürliche Gesetzmäßigkeiten sowohl Wirtschaft als auch Gesellschaft erfolgreich entwickeln. In einer kranken Gesellschaft hingegen ist dies nicht möglich, gleich einem Ökosystem, das gestört ist. Würden beispielsweise in Deutschland Wildtiere wie Hirsche oder Wildschweine nicht gejagt werden, dann würde das Ökosystem zusammenbrechen, denn es gibt keine Raubtiere mehr, die für ein Gleichgewicht sorgen könnten, daher muss der Mensch eingreifen und dieses Gleichgewicht erhalten.
Deutschland und die deutsche Gesellschaft sind durch den Zweiten Weltkrieg und die 68er-Bewegung in einer ähnlichen Situation gefangen. Der Zweite Weltkrieg hinterließ ein kollektives Trauma, das die deutsche Gesellschaft, gar die gesamte westliche Welt, geistig verkümmerte, sie dekadent und destruktiv werden ließ. Die 68er-Bewegung schädigte nachhaltig die Strukturen unserer Gesellschaft durch die Zerstörung des natürlichen Bildes von Mann und Frau und damit auch der Familie, der Keimzelle des menschlichen Daseins. Daher käme ein gesellschaftspolitischer Liberalismus gerade jetzt faktisch der Weiterführung dieser Zerstörung gleich.
Es gibt keinen freien Wettbewerb
Wirtschaftspolitisch geht der Liberalismus von einem freien Wettbewerb und somit Wettbewerbsgleichheit aus, die es in der Realität aber niemals geben kann. Jeder Eigentumsunterschied bedeutet, dass ein Mensch mehr und ein Anderer dafür weniger Einflussmöglichkeiten besitzt und damit auch mehr, bzw. weniger Macht. Anhand von Monopolen und Kartellen wissen wir heute sehr genau, dass diese Machtunterschiede durchaus auch genutzt werden, um weitere Macht zu erhalten und dies anderen zu erschweren. Das hieße, dass alleine eine sozialistische Umverteilung allen Eigentums zur gewünschten Wettbewerbsgleichheit führen würde.
Aber selbst dann wäre nach kürzester Zeit, durch Menschen, die intelligenter oder geschickter als andere sind, wieder eine Umverteilung notwendig, da die Wettbewerbsgleichheit gefährdet wäre. Doch dieser Umstand der dauerhaften Umverteilung würde, gleich dem Zustand in der DDR, die Triebfeder eines jeden Menschen, nämlich das Streben nach Wachstum und Erfolg, unbrauchbar machen. Somit würde auch der wirtschaftspolitische Liberalismus dem Volk nicht helfen, sondern nur entweder zum Verlust des Unternehmergeistes und Tatendranges im Volke führen oder aber den wenigen Mächtigen dabei helfen ihre Macht weiter zu festigen.
Der Liberalismus ist eine Philosophie der Vergangenheit
Der Liberalismus hat in der Geschichte seinen wohlverdienten Platz, den man auch nicht herabwürdigen darf, doch er ist veraltet und unzeitgemäß. Die Probleme der heutigen Zeit sind nicht auf dem einfachsten Wege zu lösen, den der Liberalismus mit seinen sich selbst regulierenden Ansätzen nun mal darstellt, sondern müssen wohl überlegt und im Sinne der gesamten Gesellschaft gelöst werden. Die demographische Situation, die, neben der des antiken Römischen Reiches, einzigartig in der Geschichte allen biologischen Lebens auf unserem Planeten ist, zeigt am deutlichsten, wie unzeitgemäß der Liberalismus ist. Denn mit Nichtstun und „auf bessere Zeiten hoffen“ löst sich dieses, das gesamte deutsche Volk bedrohende Problem nicht.
Und auch die sogenannte Schere zwischen Arm und Reich, die man zwar niemals komplett schließen können wird, aber die zur Stabilität einer jeden Gesellschaft so gering wie nur irgend möglich sein sollte, ist ein Problem, das nicht durch den Liberalismus gelöst werden kann. Von den Folgen des demographischen Wandels in wirtschaftlicher Hinsicht, wie der medizinischen und fiskalen Versorgung der alternden Menschen und dem Verfall von Häusern und Städten, gar von ganzen Landstrichen, wie in weiten Teilen der neuen Bundesländer der Fall, gar nicht erst zu sprechen. Schlussendlich kann die Philosophie eines vorherigen Jahrhunderts, eine Philosophie der Vergangenheit also, niemals die richtigen Antworten auf die Fragen von heute oder sogar von morgen geben. Sie würde früher oder später scheitern, spätestens aber an der Realität – oder aber die Realität an ihr.
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