Es vergeht kaum eine Woche, in der das Thema „Fachkräftemangel“ nicht thematisiert wird. Immer wieder warnen vermeintliche Experten über die Notwendigkeit von Facharbeitern, die im Arbeitsmarkt dringend benötigt werden.
Klar ist, dass die Ursache des Problems das kontinuierliche Sinken des Bildungsniveaus ist – mit der Folge, dass immer mehr junge Menschen das Abitur erlangen und ein Studium beginnen, obwohl sie dafür nicht prädestiniert sind. Somit fehlt dem Arbeitsmarkt potentieller Nachwuchs, obwohl er ja eigentlich da ist. Wie also schafft man es, Langzeitfolgen der fehlenden Fachkräfte zu vermeiden, bis man die Problematiken innerhalb der Bildungspolitik löst? Die Antwort lautet: das japanische Gastarbeitermodell.
Kurz- und mittelfristige Engpässe kompensieren
Dieses ist sehr simpel aufgebaut und verfolgt das Ziel, kurz- und mittelfristige Engpässe auf dem Arbeitsmarkt zu kompensieren. Ursprünglich kommt dieses Programm aus dem Jahr 1993. Im Rahmen des „Technical Intern Training Program“ wurde jungen Arbeitern aus anderen asiatischen Ländern eine Einreise nach Japan gestattet, um sie in verschiedenen Arbeitstechniken zu schulen und sie zu japanischen Mindestlöhnen einzustellen.
Später wurde dieses Programm in „guest worker program“ umbenannt. Kritiker behaupten, dass der japanische Staat die Menschen ausnutzt und ausbeutet. Das ist aber völlig absurd. Das Programm ist von beiderseitigem Nutzen, denn die jungen Fremden genießen eine qualitativ hochwertige Aus- und Fortbildung und können aufgrund der finanziellen Mittel, welche ihnen zustehen, Ersparnisse aufbauen oder sie in ihre Heimatländer zuschicken. Der Arbeiter profitiert hiervon also, da das Lohnniveau in Japan im Gegensatz zu dem Lohnniveau der Herkunftsländer relativ hoch ist.
Zwei Gastarbeiter pro Jahr
Im Jahr 2011 befanden sich rund 130.000 Gastarbeiter in Japan auf. Die Gastarbeiter stammen ausnahmslos aus dem asiatischen Kulturraum. Meistens werden die Gastarbeiter in Baugewerben, in der Landwirtschaft oder in der Textilindustrie eingesetzt. Im Regelfall dürfen japanische Landwirte beispielsweise zwei Gastarbeiter pro Jahr einstellen, welche nicht saisonal, sondern ganzjährig eingestellt werden.
Dies verhindert, dass mehrheitlich Gastarbeiter in Betrieben eingestellt werden, damit die Japaner nicht aus dem Arbeitsmarkt verdrängt werden. Jeder Gastarbeiter muss einen Teil seines Jahreslohns an die japanische Krankenkasse einzahlen. Der Betrag variiert je nach Gehalt, beträgt durchschnittlich jedoch 11.000 Dollar. Der Gastarbeiterstatus an sich ist nur auf drei Jahre beschränkt. Wer einmal Gastarbeiter war, kann nach der Rückkehr in seine Heimat nicht noch einmal Gastarbeiter werden.
Asiatische Krankenschwestern für Japan
Ein gutes Beispiel ist beispielsweise das Gesundheitswesen. In Japan herrschen dort personelle Engpässe. Deshalb hat man bilaterale Verträge mit Indonesien, den Philippinen, dem Vietnam und anderen asiatischen Ländern abgeschlossen, um Krankenschwestern vorübergehend nach Japan zu holen. Da dort aber hohe Standards herrschen, werden die Pflegekräfte innerhalb von drei Jahren auf sprachliche und fachliche Kompetenzen geprüft.
Die größte Hürde ist schließlich das Erlernen der japanischen Sprache. Bestehen sie die Prüfung nicht, müssen sie Japan verlassen und sie verlieren ihre zeitlich befristete Anstellung. Die Zahl der in Japan offiziell als Pflegekraft anerkannten Gastarbeiter steigt fortlaufend an.
Wie man sieht, profitieren Staat und Fachkräfte von diesem System. Wieso sollte man dieses Prinzip also nicht in Deutschland anwenden? Gerade in Balkan-Ländern oder in Ländern wie Polen und Tschechien befinden sich viele Menschen, die von diesem System in Deutschland profitieren würden – und auch wir würden davon profitieren.
Passend dazu: Jan Moldenhauer: Japans Politik der Null-Zuwanderung. IfS. Schnellroda 2018.
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