Seit meiner Jugend bin ich nicht nur meinem Volk auf das engste verbunden, sondern habe mich nachweislich immer wieder für unterdrückte und ihrer Freiheit beraubte Völker eingesetzt. Es ist mir deshalb in Zeiten der Desinformation und des Hochverrats, vor allem auch angesichts des Leids eines Volkes, ein Anliegen, den israelisch-palästinensischen Konflikt betreffend, einiges klarzustellen, aber auch verständlicher zu machen.
So wird im Zusammenhang mit den letzten israelischen „Vergeltungsangriffen“ nicht nur von zionistischer Seite stets der Standardsatz, „Israel habe ein Recht auf Selbstverteidigung“ propagiert. Dem wäre nicht zu widersprechen, ginge es nur um eine angemessene Verteidigung der Grenzen von 1967. Aber der jüdische Staat beansprucht weiteres besetztes, also geraubtes Land, auf dem aber allein den Palästinensern das Recht zur Selbstverteidigung zustünde und auch zusteht.
Die palästinensische Bevölkerung im Gaza-Streifen, auf engstem Raum wie in einem KZ zusammengepfercht, leidet seit Jahren unter widrigsten Lebensbedingungen. Es fehlt, dank israelischer Blockade, immer wieder an Strom, Trinkwasser, Medikamenten, Brennstoff und Lebensmitteln.
Daß Israel seit Jahren den Friedensprozess im Nahen Osten blockiert, wird von den Freunden Israels derart abgetan, in dem man die Palästinenser zu den einzigen Schuldigen erklärt.
Im Gaza-Krieg 2008 starben durch israelische Angriffe mehr als ein Tausend Palästinenser, darunter 400 hundert palästinensische Frauen und Kinder gewesen sein sollen. Auch in dem letzten Konflikt war wieder die Zivilbevölkerung, darunter Säuglinge (auch diese Terroristen?), die Hauptleidtragende. 161 Palästinenser wurden getötet, mehr als 800 verwundet. Große Teile der Infrastruktur, darunter ein Krankenhaus und ein Kindergarten, wurde zerstört. Von ausgewogener „Vergeltung“ kann keine Rede sein, denn die durch palästinensische Angriffe zu Tode gekommen Israelis kann man wahrscheinlich an einer oder beiden Händen abzählen, und der materielle Schaden auf israelischem und auf dem von israelischen Siedlern besetzten Gebiet ist im Vergleich zu dem in Gaza angerichteten eher unbedeutend. Auch das weiß alle Welt.
Was uns die Medien und die meisten Politiker aber verschweigen, ist die Vorgeschichte des israelischen Angriffs. Zuvor hatte nämlich Ägypten bereits einen Waffenstillstand zwischen Hamas und Israel ausgehandelt gehabt. Doch 48 Stunden danach schaltete Israels Armee durch einen gezielten Schlag den militärischen Strategen der Hamas, Ahmed al-Jabaari, aus. Nebenbei bemerkt, jenen Mann, der die Freilassung eines israelischen Soldaten bewirkt hatte und für eine lang anhaltende Waffenruhe eingetreten ist. Israelischen Regierungsvertretern zufolge ein „schlauer taktischer Schachzug“, denn damit habe man die Hamas provoziert. Und so nahmen die Dinge ihren Lauf.
Nun mag man mehrere Gründe und noch mehr Argumente zur Rechtfertigung der verbrecherischen Politik der israelischen Führung vorbringen, aber eines sollte dabei, auch wenn es nicht als Entschuldigung dienen kann, vielleicht nicht ganz außer acht gelassen werden: die psychologische Seite.
Der jüdisch-britische Labour-Abgeordnete Gerald Kaufmann, der sogar ein Waffenembargo gegen Israel forderte, meint, die Israelis würde an dem Opfer-Syndrom leiden und seien zu „Victimizers, das heißt, zu Strafenden geworden, und die Palästinenser seien eben (Anm.: statt der Deutschen) ihre Ersatz-Opfer .
„Meine Großmutter (Anm.:wohl in Anspielung an den Holocaust) will nicht als Schutzschild dazu mißbraucht werden, um palästinensische Großmütter in Gaza zu töten, meinte Kaufmann.
In dieselbe Kerbe schlägt auch der in London im „Exil“ lebende Israeli Gilad Atzmon, Israel-Kritiker und Jazz-Musiker, wenn er im Falle der überzogenen israelischen Reaktionen gegenüber den Palästinensern von einer „psychologischen Kompensation“ spricht.
Atzmon meint damit, auch in gewisser Andeutung, „wenn die wahren Täter schon lange tot und vergessen sind, mag dafür als leicht zu besiegender oder zu schlagender Ersatz eine andere Gruppe oder anderes Volk herhalten“. William Manson, auf Psychologie und Psychiatrie spezialisierter Autor, will ähnliche Beweggründe auch bei der ehemaligen sich erst spät als Jüdin „geouteten“ Ex-US-Außenministerin Albright ausgemacht haben. Dies allerdings im Zusammenhang mit dem Irak-Krieg und dem Jugoslawien-Konflikt.
In dem einen Fall soll sie erklärt haben, die durch die US-Sanktionen getöteten irakischen Kinder (Anm.: eine halbe Million!) seien die Sache „wert“ gewesen, in dem anderen trat sie für eine unbarmherzige Bombardierung Serbiens ein.
Offensichtlich scheint bei manchen Völkern das Bedürfnis nach Rache sogar Generationen danach präsent zu sein, zumindest solange bis man dieses an einem passenden Ersatz gestillt hat. Ob nicht nur im aktuellen Falle auch endgültig, wird der weitere Verlauf der Geschichte zeigen.
Bleibt vorerst die Ungewißheit, ob die Israelis bzw. deren menschenverachtende Politik aktiv unterstützende Juden anderswo einmal sich so einsichtig zeigen werden wie die ehemalige Präsidentin der Bosnischen Serbischen Republik, Biljana Plavsic, es vor dem Haager Tribunal sein wollte. Sie meinte: „In unserer Zwangsneurose, nie wieder Opfer werden zu wollen, wurden wir selbst zu Tätern“. Die zu bewundern, wie mancherorts geschieht, jeden Menschenfreund oder freiheitsliebenden Politiker ein Greuel sein sollte.
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