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lundi, 22 novembre 2010

Grossbritannien: ein Vorgeschmack auf die auch den Deutschen bevorstehende Zukunft

Großbritannien: ein Vorgeschmack auf die auch den Deutschen bevorstehende Zukunft

Udo Ulfkotte

Ex: http://info.kopp-verlag.de/

 

In Großbritannien passiert gerade das, was den Deutschen in den kommenden Monaten erst noch bevorsteht: weite Teile der Bevölkerung verarmen rasend schnell. Rentner schließen sich aus purer Not zu Gangs zusammen, immer mehr Kinder leiden Hunger, Schulen werden geschlossen und die Abgaben immer weiter erhöht. In Deutschland zuckt man hinsichtlich dieser Entwicklung in Ländern wie Großbritannien noch hochnäsig mit den Schultern – und verdrängt, dass sie auch uns bevorsteht.

 

 

Seit Monaten schon steht Großbritannien am Rande des Staatsbankrotts. Die Regierung hat keine Wahl – sie muss sparen, weil es nichts mehr zu verteilen gibt. Im öffentlichen Dienst werden 490.000 Stellen gestrichen – viele Beamte werden entlassen. Zudem will die Regierung durch die Reform der Beamtenpensionen weitere 1,8 Milliarden Pfund einsparen. Parallel dazu werden die Rentenbeiträge erhöht. Das ist nichts anderes als eine Gehaltskürzung für die Pensionäre. Am härtesten sind die Gemeinden von den finanziellen Kürzungen betroffen. Sie verlieren bis 2015 jedes Jahr 7,1 Prozent ihres Budgets – und das in einer Zeit, in der die Nachfrage nach Sozialbauwohnungen und Sozialhilfe vor dem Hintergrund der Finanz- und Wirtschaftskrise dramatisch steigt.

Unter den Folgen leiden zuerst die Ärmsten, die Rentner etwa. Nie zuvor hat die britische Polizei so viele Rentner beim Diebstahl oder bei Raubüberfällen erwischt. Man muss in diesem Zusammenhang wissen, dass viele Briten nicht fürs Alter vorsorgen. Das hat ja in der Vergangenheit der Staat erledigt. 32 Prozent der Briten, die älter als 50 Jahre sind, haben nicht einen Cent fürs Alter gespart. Nun steigen die Steuern, die Preise für Lebensmittel und vor allem die Preise fürs Wohnen in sicherer Umgebung. Die Immobilienpreise für Häuser auf dem Land steigen um wöchentlich durchschnittlich 200 Pfund (235 Euro). Das sind immerhin mehr als 12.000 Euro im Jahr. Und das inmitten der schlimmsten Wirtschaftskrise seit 80 Jahren. Parallel dazu fallen die Durchschnittseinkommen der Briten unvorstellbar schnell.

Großbritannien, einst berühmt für seine vielen Privatschulen, erlebt auch bei der Bildung ein Desaster: 38 Privatschulen mussten schon schließen, weil die Eltern sich das Schulgeld nicht mehr leisten können, vielen weiteren droht das gleiche Schicksal. Und das ist erst der Anfang. Weil die Studiengebühren an den Universitäten massiv erhöht werden, haben gerade erst Studenten die Tory-Parteizentrale gestürmt.

Wie ein schlechter Witz mutet es da an, dass die Regierung nun einen »Wohlfühlindex« der Briten veröffentlichen will. Den Briten wird künftig eine Statistik präsentiert, in der sie sehen, wie »gut« es ihnen geht. Die britische Regierung, die nun zehn Milliarden Pfund (11,8 Milliarden Euro) für den Bailout in Irland finanzieren muss, erfindet derweilen immer neue Abgaben, die Geld in die klammen Kassen spülen. Die jüngste neue Steuer ist eine »Flutsteuer«, die all jene Immobilieneigentümer zahlen sollen, die Grundstücke in der Nähe von Gewässern haben. Schließlich können Straßen und öffentliche Einrichtungen bei Überschwemmungen Schäden nehmen – und da sollen schon einmal jene vorbeugend zahlen, die private Grundstücke in der Nähe von Gewässern besitzen. Gerade erst hat Starkregen einen Wetterballon der Polizei in Manchester zerstört, der 80.000 Pfund gekostet hatte – irgendwo muss man das Geld ja wieder beim Bürger eintreiben. Nur am Rande sei erwähnt, dass die britischen Polizisten inzwischen offiziell dazu angehalten werden, im Dienst möglichst nicht den Polizeifunk zu nutzen, sondern über ihre privaten Mobiltelefone SMS zu verschicken, wenn sie in Einsätzen sind. Denn für jede Nutzung des Funks muss die Polizei Gebühren zahlen. Und die will man sparen.

Weil die Abgaben steigen und die Einkommen sinken, gibt es nun überall im Land Streiks. Der öffentliche Nahverkehr steht nicht nur in London vor dem Kollaps. Und während immer mehr Briten nicht wissen, wie sie das Überleben finanzieren sollen, will die Regierung die sozialen Leistungen drastisch zusammenstreichen. Arbeitslose müssen künftig jeden ihnen angebotenen Job annehmen, oder sie verlieren alle Ansprüche auf staatliche Unterstützung. Die Regierung hat die Parole ausgegeben, Arbeitslosigkeit sei »Sünde«. Auch Eltern von kleinen Kindern sollen dazu gezwungen werden, einer geregelten Arbeit nachzugehen. Wer Sozialleistungen bezieht, gilt in Großbritannien nun ganz offiziell als »Schmarotzer«.

Der Kündigungsschutz wird Stück für Stück abgeschafft - und zwar vor allem auch für Behinderte. Die müssen ihre Arbeitskraft jetzt in kleinen Portionen am Markt anbieten. Wenn sie nicht den ganzen Tag durchgehend arbeiten können, dann eben nur einige Stunden, hauptsache sie arbeiten - so die Regierung.

In Deutschland hält man das alles derzeit noch für undenkbar. Vor wenigen Monaten noch hielten die Briten die brutale Entwicklung, die sie jetzt direkt vor ihrer Haustür am eigenen Leib erleben, ebenfalls für völlig unvorstellbar. Auch die Deutschen werden in den kommenden Monaten eine kalte Dusche nach der anderen bekommen. Bestsellerautor Michael Grandt hat den Deutschen das alles vor wenigen Monaten ganz nüchtern in seinem neuen Standardwerk Der Staatsbankrott kommt aufgeschrieben und die Fakten mit vielen Quellen belegt. Man weiß als gut informierter Deutscher, was kommen wird. Aber viele wollen es einfach nicht hören. Bis die Traumwelt mit einem Knall zusammenbricht. So wie derzeit für viele Briten.

 

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