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samedi, 27 novembre 2010

Kauft China künftig keine US-Staatspapiere mehr?

Kauft China künftig keine US-Staatspapiere mehr?

F. William Engdahl

Ex: http://info.kopp-verlag.de/

 

Unter Hinweis auf die jüngste Entscheidung der US-Notenbank Federal Reserve, weitere 600 Milliarden Dollar zu drucken, um die taumelnden Wall-Street-Banken und den Immobiliensektor zu stützen, hat die chinesische Ratingagentur Dagong vor wenigen Tagen das Kreditrating für amerikanische Staatsanleihen heruntergestuft. Wenn die People’s Bank of China, die chinesische Zentralbank, dieser Einschätzung folgt und entsprechend weniger US-Staatspapiere kauft, dann stehen dem Dollar harte Zeiten bevor. Es kommt nicht überraschend, dass sich New Yorker Hedgefonds und Spekulanten genau in diesem kritischen Moment anschicken, eine neue Runde finanzieller Kriegsführung gegen Europa zu richten, dieses Mal wegen der prekären Lage einiger irischer Banken.

 

 

AnleihenpapierUSDollar.jpgDie Kreditrating-Agentur Dagong Global Credit, Chinas konservative Antwort auf das Monopol der von Amerika kontrollierten Agenturen Moody’s und Standard & Poor’s, hat vor wenigen Tagen die Qualität der Staatsverschuldung der Vereinigten Staaten von Amerika heruntergestuft; sie betrachtet die jüngste »Quantitative Lockerung« als absichtliche Abwertung des Dollar.

Dagong bewertet die amerikanischen Versuche, sich durch die Ausgabe von Anleihen den Weg aus den Schulden zu bahnen, mit großem Vorbehalt. Die Agentur kritisiert vor allem die, wie sie sagt, konkurrierende Abwertung der Währung und prognostiziert für die USA eine »lang anhaltende Rezession«.

In ihrer Erklärung heißt es: »Um die Krise im eigenen Land zu bewältigen, greift die US-Regierung zu der extremen wirtschaftlichen Politik, den US-Dollar um jeden Preis abzuwerten; dieser Schritt weist auf das tiefsitzende Problem in der Entwicklung und im Managementmodell einer nationalen Ökonomie hin. Es könnte für die USA schwierig werden, den richtigen Weg zu finden, die US-Wirtschaft wiederzubeleben, wenn die Regierung die Ursache der Kreditklemme und das Entwicklungsgesetz einer modernen Kreditwirtschaft nicht erkennt und weiterhin in dem Denken des traditionellen Wirtschaftsmanagement-Modells verharrt; es ist ein Anzeichen dafür, dass die wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung in eine längerfristige Rezessionsphase eintritt.«

Auf gut Deutsch: Die staatliche chinesische Ratingagentur erklärt, dass sie das Vertrauen in die Stabilität der enormen Bestände an Treasury Bonds, den amerikanischen Staatspapieren, verloren hat. China hat in den vergangenen Jahren Japan als größten Halter amerikanischer Staatsanleihen verdrängt, es wird geschätzt, dass die People’s Bank of China US-Staatspapiere im Wert von 1,4 Billionen Dollar hält.

In ihrer Analyse kommt die Agentur Dagong zu dem Schluss: »Die Gesamtkrise, in die die Welt aufgrund dieser Abwertung des US-Dollars gestürzt werden könnte, macht einen Wirtschaftsaufschwung in den USA noch weniger wahrscheinlich. Da sich keiner der für die US-Wirtschaft maßgeblichen Wirtschaftsfaktoren erkennbar verbessert hat, ist es möglich, dass die USA ihre geldpolitische Lockerung ausweiten, was den Interessen der Gläubiger zuwiderläuft.« Mit Letzteren ist eindeutig China gemeint.

In der Erklärung heißt es noch: »Angesichts der derzeitigen Lage könnten für die Vereinigten Staaten in den kommenden ein bis zwei Jahren nicht vorherzusagende Solvenzrisiken bestehen. Dementsprechend erteilt Dagong die Bewertung ›Ausblick negativ‹ für das in- und ausländische Kreditrating der Vereinigten Staaten.«

Die Herabstufung ist ein echter Paukenschlag, sie entspricht der wachsenden Sorge, die westliche Fondsmanager, einschließlich der amerikanischen Großbank Merrill Lynch, in den vergangenen Tagen bezüglich der Aussichten für die Inhaber von Staatspapieren zum Ausdruck gebracht haben.

Dagong genießt hohes Ansehen als unabhängige Kreditrating-Agentur, die eine konservativere Sicht vertritt als die bekannteren amerikanischen Agenturen. Bis vor Kurzem galt die amerikanische Staatsverschuldung als über jede Kritik erhaben, doch nach Aussage unabhängiger Analysten verschlechtert sich die Lage und wird sich auch in Zukunft weiter verschlechtern.

Just in dem Moment, in dem der Dollar erneut unter Verkaufsdruck gerät, wenden sich amerikanische Hedgefonds und Spekulanten gegen den Euro, dieses Mal geht es gegen Irland als das schwächste Glied. Genauso wie im vergangenen Dezember – als dem Dollar eine schwere Krise drohte – plötzlich auf wundersame Weise die griechische Krise losbrach, was den Dollar kurzfristig entlastete, so entdecken Hedgefonds jetzt, da sich eine neue Dollarkrise anbahnt, dass Irland genauso wie Griechenland die Zahlungsunfähigkeit drohen könnte. Einige Frankfurter Banker sprechen zutreffend von »finanzieller Kriegsführung«. Voller Naivität neigen die Regierungen der EU-Länder zu der Annahme, die New Yorker Finanzmärkte hielten sich an die offenen und transparenten »Spielregeln«. Die jüngsten kritischen Äußerungen von Finanzminister Schäuble über die Währungs- und Wirtschaftspolitik der USA lassen darauf schließen, dass man in Berlin kritisch überdenkt, was wirklich gespielt wird.

Bleiben Sie dran, denn hier bahnt sich ein größeres Drama in den atlantischen Beziehungen an.

 

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