Während die NATO um den richtigen Kurs in Libyen streitet, England und Frankreich dort weiterhin nur ihre innenpolitischen und ökonomischen Interessen ins Treffen zu führen haben, verharrt man gegenüber Syrien nicht weniger desorientiert. Zwar erinnert auch im Verhalten zu Syrien einiges an den libyschen Fall, dennoch sind die beiden Staaten, sowohl in sozialer als auch in politischer Hinsicht, wie auch deren Führung unterschiedlich zu beurteilen. So war, z. B., die Person Assad bis zuletzt ein durchaus tauglicher Gesprächspartner, und ganz so einheitlich wie gegen Gadaffi ist die Front gegen ihn ja keineswegs.
Immerhin aber war ein gleichzeitiges Vorgehen gegen Libyen und Syrien bereits von der Bush-Administration geplant. Damals, 2002, hatte Unterstaatssekretär John Bolton den beiden Staaten die Rute ins Fenster gestellt. Neun Jahre später hat dann Obama eine diesbezügliche Initiative im günstigen Rahmen des „arabischen Frühlings“ in die Hand genommen., wie der über diese Länder meist gut informierte Journalist und Gründer des „Réseau Voltaire“ Thierry Meyssan zu berichten weiß.
Für Libyen hatte man ja, vertraulichen Informationen zufolge, eigentlich einen Militärputsch geplant, doch waren keine geeigneten libyschen Offiziere dazu bereit, und der schließlich dafür vorgesehene Oberst Abdallah Gehani konnte von Gadaffi rechtzeitig entdeckt und ausgeschaltet werden. Einen ähnlichen Putsch hatte man angeblich auch für den Libanon vorgesehen.
Im Fall Syrien war von den USA geplant, in einem begrenzten Gebiet, am besten in der Nähe der Grenze zu Jordanien und dem israelisch besetzten Golan oder auch zur Türkei (auch um den Nachschub für die Aufständischen zu gewährleisten), Unruhen auszulösen. Dazu wurden erst einmal syrische Schüler und Studenten aufgehetzt, die mit ihren Demonstrationen sowohl ungebildete örtliche Polizeichefs als auch einen nicht minder unsensiblen Provinzgouverneur herausforderten.
Zum endgültigen Gelingen wurden von ausländischen Geheimdiensten Heckenschützen auf Dächern postiert, die sowohl auf Demonstranten als auch auf Soldaten und Polizisten schossen. In westlichen Medien handelte es sich bei den Scharfschützen natürlich ausschließlich um Assad-Leute. Damit aber ging der Plan der ausländischen Assad-Gegner auf. Ganz ähnlich wie es im libyschen Bengasi schon praktiziert wurde.
Die verschiedenen Unruhen wurden von kleinen Gruppen rekrutierter Syrer am jeweiligen Schauplatz organisiert und durch weitere am Ort des Geschehens dann spontan geworbene Demonstrationswillige sowie vom saudischen Prinz Bandar bin Sultan finanzierte ausländische Söldner ermöglicht. Der genannte Prinz soll sich persönlich, gemeinsam mit Agenten der CIA und des Mossad, an der jordanisch-syrischen Grenze zur Überwachung des Unternehmens eingefunden haben. Das nun nicht ganz das Ergebnis zeitigen will, das man sich erhofft hatte.
Eine der Optionen, eine Teilung des Landes, wie es in Libyen möglich scheint und auch für Syrien vorgesehen war, würde in diesem historisch ganz anders geprägten Land bei der Mehrheit der Bevölkerung ohne Zweifel auf Ablehnung stoßen. Es ist für diese Ereignisse auch bezeichnend, daß die großen Pro-Assad-Demos von unseren Medien kaum gezeigt werden, hingegen werden sehr wohl, wie Syrer in Österreich nachweisen, Aufnahmen von Polizei- und Armeeübergriffen präsentiert, die irgendwo zu einem früheren Zeitpunkt stattgefunden haben.
Bis jetzt hat sich Assad, der doch lange Zeit als der populärste und gemäßigste arabische Politiker galt, von der ausländischen Intervention bzw. den von einer ausländischen Koalition organisierten Unruhen nicht beeindrucken lassen. Wahr ist aber auch, sofern nicht alles täuscht, daß Teile seiner Armee wie auch die örtlichen Polizeikräfte bisher wenig Zurückhaltung, dafür umso mehr Brutalität an den Tag gelegt zu haben scheinen. Die sich durch die offensichtlichen Provokationen nicht wirklich entschuldigen ließen. Da haben wohl einige, vor allem die noch in der UdSSR ausgebildeten Offiziere, noch nicht gelernt, wie man auf zivile Proteste oder Provokation dieser Art angemessen zu reagieren hat. Da nun der bisherige Plan, Militärs oder den Mittelstand gegen Assad aufzubringen, sich als undurchführbar zu erweisen scheint, setzt man verstärkt auf mögliche Sanktionen jedweder Art. Dazu bereitet man die Öffentlichkeit via Medien darauf vor, d. h. versucht sie davon zu überzeugen, daß dies das Beste sei, um diesen „Tyrann“ Assad und sein Regime zu beseitigen. Womit nicht unbedingt alle isralischen Strategen eine Freude hätten.
Zu einem Regime-“Change“ ist den verantwortlichen globalen Neuordnern jedes Mittel recht, wenn es nur zum Ziel führt. Das sah ja übrigens Lenin auch schon so.
Erst jüngst gab es im Internet die Geschichte einer Lesbe, die beklagte, wie sie und andere unter diesem schrecklichen Assad-Regime zu leiden hätten. Und schon hatte sie die ganze einflußreiche Lesben-Homo-Menschenrechtsszene hinter sich. In Wirklichkeit hat es diese „arme“ Dame nie gegeben. Dahinter verbarg sich ein 40jähriger (!) US-amerikanischer Student (wahrschein CIA-Agent ), der angeblich mit dieser Legende eine Intervention gar der NATO bewirken wollte.
Wenn der Westen, USA und seine Vasallen, so weitermachen, sich an Syrien womöglich die nach Profit gierenden Zähne ausbeißen, könnte sich die „arabische Revolution“ sehr bald umdrehen und in eine arabische Konterrevolution einmünden. Die durchaus islamistischer Natur sein könnte. Noch sind ja auch die Kapitel Ägypten und Libyen nicht abgeschlossen.
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