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dimanche, 30 octobre 2011

Rassismus im neuen Libyen

Rassismus im neuen Libyen

Unter dem alten Regime  hatten die Libyer dunkler Hautfarbe (Staatsbürger aus dem Süden des Landes) oder schwarzafrikanische Gastarbeiter nichts zu befürchten. Mag Gaddafi zuletzt auch ein paranoider Despot gewesen sein, Rassist war er offensichtlich keiner.                                                                                                                                             Anders die neuen Herren: Internierungslager, Massenvergewaltigungen, Folter, Lynchjustiz  und Plünderungen kennzeichnen die Einstellung der ach so demokratisch und humanistisch gesinnten  libyschen Rebellen schwarzafrikanischen  Gastarbeitern und der eigenen schwarzen  Minderheit gegenüber. Inzwischen fordern selbst mehrere US-amerikanische Kongressabgeordnete deshalb eine Untersuchung.

Seit Anbeginn der Kämpfe (Februar 2011) gibt es Hinweise darauf (und auf weitere schwere  Kriegsverbrechen) was die (von solchen Verbrechen selbst nicht freigesprochene  NATO)  nicht daran hinderte, Al Kaida und anderen Islamisten-Gruppierungen nahestehende Rebellen auf Händen zu ihrem mit unvorstellbar grausamen Verbrechen errungenen  persönlichen und  politischen Ziel zu tragen.                                                         

Entsprechende Hinweise über von der NATO geduldete Kriegsverbrechen und ethnische Säuberungen kamen und kommen nicht nur von Gaddafi-loyaler Seite, sondern sind u. a. Berichten unabhängiger Reporter, etwa des Kansas City Star, zu entnehmen.

Wenig oder gar nichts haben bisher allerdings  deutschsprachige  Medien darüber berichtet. Wo konnte man denn schon lesen, daß ganze Städte von Schwarzen gesäubert wurden. Für diese Drecksarbeit  wurde eine eigene Brigade aufgestellt, die ganze Arbeit leistet: In Tawergha, Küstenstadt in der Nähe von Misrata, mit seinen einst mehrheitlich 10.000 schwarzen Einwohnern, herrscht gespenstische Stille. „Tawergha existiert nicht mehr“, so ein Rebellen-Kommandant stolz  zu einem Vertreter des Wall Street Journal.

.An den sprichwörtlichen Kragen geht es den Schwarzen – bequemerweise von den Rebellen und gewissen Medien zu Gaddafi-Söldnern gestempelt – selbst in Tripolis, wie der Sydney Morning Herald berichtet. Die Zustände in den Hauptstadt-Gefängnissen seien schrecklich, so die Reporterin. In manchen Zellen habe man, schlecht versorgt, bis zu 25 Schwarze  regelrecht hineingepfercht.                                                                                         

Es werde ihnen auch medizinische Hilfe  verwehrt, obwohl ein Krankenhaus in der Nähe sei. Beinahe jeder der eine  schwarze  Hautfarbe  habe, egal ob Gaddafi-Freund oder nicht, könne in Tripolis Ziel eines tätlichen Angriffs sein, heißt es.

Ein Reporter des Independent berichtet, wie in einem Krankenhaus von Tripolis dutzende Schwarze, Personal wie Patienten, von Rebellen ermordet oder  schwerverletzt (mit am Rücken zusammengebundenen Händen)  einfach liegen gelassen wurden.
Längst haben Amnesty International  und Human Rights Watch diese Verbrechen, die vom Übergangsrat lange vertuscht wurden,  angeprangert.                                                  

Doch weiterhin bleibt den Schwarzen vorerst nur die Flucht in den Süden des Landes oder weiter. Dieses rassistische Verhalten ist auch ein Grund, warum viele afrikanische Staaten die neue libysche Regierung noch nicht anerkannt haben.

Nun frage ich: Wie konnten unsere Regierungen (oder die EU) die Rebellen einfach anerkennen, obwohl man über deren Verbrechen längst Bescheid gewußt haben mußte?  Haben der österreichische und der deutsche Außenminister die hier erwähnten  und weitere  Ungeheuerlichkeiten bei ihrem Besuch in Libyen zur Sprache gebracht und Bedingungen gestellt? Was hört man von Westerwelle und Spindelegger zu dem schändlichen Umgang mit der sterblichen Hülle des ehemaligen Machthabers?                  

Und wie steht es übrigens mit jenen Kriegsverbrechen, die der NATO vorgeworfen werden?  Sollten die nicht auch untersucht werden oder kommt,  in Absprache mit Tripolis, über alles der Schwamm drüber?