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mardi, 16 octobre 2012

Replik auf “Die grüne Gefahr” von Michael Paulwitz

An die Redaktion der JUNGEN FREIHEIT

Replik auf “Die grüne Gefahr” von  Michael Paulwitz in JF Nr. 41/12  5. Oktober  2012


Selten hat mich  ein Artikel in der JF so aufgebracht wie dieser, obwohl ich Michael Paulwitz’ Beiträge ansonsten sehr schätze. Schießt Paulwitz nicht weit über das Ziel hinaus, wenn er hier von Ökodiktatur schreibt?  Denn Forsa-Chef Manfred Güllner, auf den sich Paulwitz bezieht, macht den Fehler, daß er in seiner plumpen Grünen-Kritik nicht differenziert und alle Begriffe, positive wie negative Ansätze der Öko-Bewegung, in einem Topf verrührt.

Schließlich sind die eigentlichen  Denkansätze  der ökologischen Bewegung und der ersten “Grünen Listen” Ende der 1970er Jahre u.a. aus der Natur- und Heimatschutzbewegung hervorgegangen. Deren systemkritische  Programmatik zum Naturraubbau wurde damals ideologisch untermauert von verschiedenen neurechten Gruppierungen der 60er und 70er Jahre (“Solidaristen”  und “Sache des Volkes”). Diese wurde jedoch erst durch die später eindringenden marxistischen Gruppierungen  durch das Draufsatteln alter gesellschaftspolitischer Forderungen der extremen Linken  völlig verfälscht.

Herbert Gruhl, eine der Galionsfiguren dieser noch(!) konservativen Bewegung, Bundesvorsitzender des Mitte der  70-er Jahre gegründeten “Bundes für Umwelt- und Naturschutz Deutschland” (BUND), wurde von Kohl das Amt des Umweltsprechers der CDU-Bundestagsfraktion entzogen. Gruhls CDU-Austritt und die Gründung erster “Grüner Listen” folgten.

Um es mal salopp wie Güllner und Paulwitz zu formulieren, verpennten die Konservativen damals eine einzigartige Chance, diese Thematik, die ja die ihre war, aufzugreifen, eine Thematik, die ihnen geradezu auf den Leib geschnitten war. Wie Silke Mende in ihrem Buch “Nicht links, nicht rechts, sondern vorn” über die Gründungsgrünen anmerkt, hatte Peter Glotz einmal gesagt, die Rechten und Konservativen hätten sich mit der ökologischen Thematik ihre Kronjuwelen stehlen lassen.

In der politischen Vorstellungswelt konservativer Kreise der CDU fuhr das Auto ja  schließlich auch ohne Wald. Wozu brauchte man dann noch störenden Umweltschutz?  Nach dem ”staatstragenden” Motto der Konservativen: "Bloß keine Unruhe, keine Kritik und keine Proteste" wurde in diesen Kreisen die politische Brisanz, die in der ökologischen und der Anti-Akw-Bewegung lag, nicht erkannt. In dieses Vakuum konnte ohne große Gegenwehr der Nachtrapp der 68-er hinein stoßen. Insbesondere durch die Politkader  des Kommunistischen Bundes (KB)/Z-Fraktion, der die ersten Grünen anfangs noch als faschistisch verteufelte, später aber, wie wir heute wissen mit Stasiunterstützung, erst als Trittbrettfahrer begleitete, dann als vermeintlich grüne Fundamentalisten unverfroren das Steuer der Ökologischen Bewegung an sich riss, wurde die Umweltthematik völlig verfälscht. Gesellschaftspolitische Forderungen der Linken gegen angeblichen Rassismus, Forderungen der  Lesben- und  Schwulenbewegung,  Gendermainstreaming und die Forderung nach verstärkter Einwanderung wurden aufgepfropft und übergestülpt, die ökologische Bewegung vereinnahmt und zur Farce gemacht.

Doch leider haben die Konservativen das bis heute nicht begriffen. Und heute gut 30 Jahre später sind diese Forderungen zur gesellschaftlichen Norm geworden.

Es ist geradezu ein Treppenwitz der Geschichte, daß ausgerechnet gesellschaftspolitisch links verortete Kräfte, die biologische Erkenntnisse wie der Teufel das Weihwasser fürchten, die ökologische Programmatik  übernahmen und in ihrem Sinne umdrehten, so daß der Begriff  Ökologie, der in den 70er Jahren noch als politisch unbelastet und neutral galt und eher mit Konrad Lorenz assoziert wurde, von der Linken besetzt und heute längst schon als links abgestempelt empfunden wird. Paulwitz setzt dem mit seiner “grünen Gefahr” nur noch eins drauf, worüber sich niemand mehr freuen dürfte als Claudia Roth und Trittin. Also ein sattes Eigentor!  

Das Elend der Konservativen ist es, daß ihnen das alles bis heute nicht einmal bewußt geworden zu sein scheint. Mit ihren Themen hauptsächlich im Gestern verortet, pflegen sie als elitäre “Traditionskompanien” ohne Ausstrahlung das verstaubte Erbe  der "konservativen Revolution" der 1920er Jahre. Es stellt sich doch vielmehr die Frage, wie im Hier und Jetzt eine allgemein verständliche positive Botschaft dem Volke vermittelt werden kann.  

Ulrich Behrenz, Hamburg

00:05 Publié dans Ecologie | Lien permanent | Commentaires (0) | Tags : économie, réflexions personnelles | |  del.icio.us | | Digg! Digg |  Facebook

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