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mardi, 04 novembre 2014

Kamen die Kelten bis nach Amerika?

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Kamen die Kelten bis nach Amerika?

von FOCUS-Online-Autor

Ex: http://www.focus.de

In der Antike segelten Mittelmeerbewohner über den Atlantik und ließen sich in den Anden nieder – sagt der Forscher Hans Giffhorn und präsentiert eine Fülle von Indizien. Doch andere Wissenschaftler sind skeptisch.

Christoph Kolumbus war nicht der Erste, der von Europa nach Amerika segelte. Spätestens seit Archäologen vor einigen Jahrzehnten die Siedlung L’Anse aux Meadows an der Nordspitze Neufundlands ausgruben und damit eine alte isländische Saga bestätigten, war klar: Die Wikinger hatten den Atlantik bereits 500 Jahre vor dem italienischen Seefahrer überquert und sich zumindest für kurze Zeit in der „Neuen Welt“ niedergelassen.

Uneinig sind sich Historiker und Archäologen allerdings, ob noch anderen der Sprung über den Ozean gelungen sein könnte – möglicherweise lange bevor die Nordmänner zu ihren Entdeckungsfahrten aufbrachen. Dem irischen Mönch Brendan vielleicht, der – wie eine im Mittelalter weit verbreitete Erzählung berichtet – eine Insel weit im Westen gefunden haben soll? Muslimischen Seefahrern oder zuvor schon Griechen, Römern oder den Alten Ägyptern? „Eine Zeit lang hatten solche Ideen Konjunktur, doch inzwischen werden sie weniger und auch kritischer diskutiert“, sagt Ronald Bockius, Experte für antike Schifffahrt am Römisch-Germanischen Zentralmuseum in Mainz.

Hochentwickelte Kultur am Ostrand der Anden


Kann nun ein neues Buchder Diskussion wieder Auftrieb geben? „Wurde Amerika in der Antike entdeckt?“ lautet sein Titel, verfasst von dem deutschen Kulturwissenschaftler Hans Giffhorn. Darin entwirft er das Szenario, karthagische Seeleute hätten im 2. Jahrhundert vor Christus zusammen mit keltischen Kriegern und Söldnern aus Mallorca den Atlantik überquert. Ziel sei es gewesen, den Römern, die damals die rivalisierende Metropole Karthago in Nordafrika zerstörten, zu entkommen. Ebenfalls per Schiff hätten die Flüchtlinge anschließend das Amazonas-Gebiet durchquert und zuletzt im Nordosten des heutigen Perus eine neue Kultur begründet: die der Chachapoya.

Bis heute wissen Forscher nur wenig über das Volk, das einst am Ostrand der Anden siedelte. Um 800 nach Christus – so der bisherige Kenntnisstand – tauchten die Chachapoya aus dem Dunkel der Geschichte auf. Die Überreste einer riesigen Stadt, eine mächtige Festung mit 15 Meter hohen Mauern, Sarkophage und Mumienfunde zeugen von einer hochentwickelten Kultur. „Nebelwaldmenschen“ nannten die Inka die Chachapoya, die angeblich sehr kriegerisch waren – trotzdem mussten sie sich im 15. Jahrhundert der neuen Großmacht geschlagen geben. Die Überlebenden verbündeten sich später mit den Spaniern und halfen ihnen, das Inkareich zu zerstören. Doch es half ihnen nichts: Ihre Freiheit erlangten sie nicht zurück, stattdessen gingen sie an aus Europa eingeschleppten Krankheiten zugrunde.
 

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Europäische Stammväter eines Indiovolks?


Können antike Kelten und Karthager wirklich die Stammväter dieses rätselhaften Andenvolks sein – auf einem anderen Kontinent, rund 9000 Kilometer entfernt? Auf den ersten Blick klingt das nach einem phantastischen Konstrukt à la Erich von Däniken. „Früher war ich auch der Meinung, eine solches Szenario sei vollkommen unrealistisch“, sagt Giffhorn. „Aber mittlerweile – nach vierzehnjähriger Forschung zu dem Thema – halte ich es für die plausibelste Erklärung zahlloser bislang rätselhafter Phänomene.“

Bei seinen vielen Reisen sei ihm zum Beispiel aufgefallen, wie sehr die Rundbauten der Chachapoya den Überresten keltischer Wohnhäuser im nordwestlichen Spanien glichen, sagt Giffhorn. Kaum ein anderes Indiovolk habe auf diese Weise gebaut. Auch seien die Chachapoya wie die Kelten Kopfjäger gewesen. Und die kriegerischen Andenbewohner hätten mit Steinschleudern genau wie die Bewohner Mallorcas gekämpft – um nur einige Indizien zu nennen, die der Kulturwissenschaftler zur Untermauerung seiner These anführt.
 

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