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mercredi, 18 août 2010

Die weltweite Getreidekrise verschlimmert sich

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Warnung bestätigt: Die weltweite Getreidekrise verschlimmert sich

F. William Engdahl

Ex; http://info.kopp-verlag.de

 

Wie wir vor einigen Wochen in dem Artikel Droht ein neuer weltweiter Preisschock bei Getreide? gewarnt haben, droht der Welt im Gefolge einer großen Katastrophe ein massiver Preisschock bei Getreide, da sich die USA und die EU als Sicherung für den möglichen Fall schwerer Wetterunbilden nicht mehr auf staatliche Notreserven verlassen, sondern stattdessen – genauso wie beim Öl – auf die privaten Getreidekartelle. Jetzt erleben wir eine solche große Katastrophe, deren Warnsignale bereits Ende Juli erkennbar waren. Durch die extremen Waldbrände, die seit damals in ganz Russland toben, ist aus diesen Warnsignalen nun höchste Alarmstufe geworden.

 

 

 

 

Zu den extremen Wetterlagen von Russland, Kasachstan und Osteuropa bis nach Deutschland und Frankreich im Westen haben kommt der schwere Rückschlag für den Reisanbau in Pakistan, wo der Monsun einen erheblichen Teil der Reisernte vernichtet hat. Nach Schätzung der Hamburger Getreidehandelsfirma Toepfer International wird die deutsche Getreideernte in diesem Jahr um bis zu neun Prozent geringer ausfallen. Der Deutsche Bauernverband warnt vor einem Rückgang der diesjährigen Weizenernte um zehn bis zwanzig Prozent. Die ungewöhnliche Hitze im Juli beeinträchtigt auch die Getreideernte in den Benelux-Staaten, in Frankreich, Polen und Großbritannien. Der Schaden wird durch die starken Regenfälle nach der Dürreperiode noch verschlimmert.

 

Katastrophale Lage in Russland und der Ukraine

Es ist nicht hinreichend bekannt, dass sich Russland mit seinem fruchtbaren Ackerland zum größten Getreideexportland in Europa entwickelt hat. Jetzt, wo bei Temperaturen um 40 Grad die Brände in ganz Zentralrussland außer Kontrolle geraten, sind die dortigen Getreideanbaugebiete, auf denen fast die Hälfte der russischen Getreideernte produziert wird, besonders betroffen; und ein Ende der Brände ist nicht in Sicht. Ministerpräsident Putin hat ein Exportverbot für Weizen aus Russland verhängt.

Insgesamt 27 russische Provinzen haben den Notstand erklärt wegen der Dürre, der Schätzungen zufolge die Ernte auf ca. 11 Millionen Hektar Land – das ist so viel wie die Fläche Ungarns oder Portugals oder ein Fünftel der gesamten bebauten Ackerfläche in Russland – zum Opfer gefallen ist. Laut Schätzung der Landwirtschafts-Analysen von SovEcon könnte die Getreideernte des Landes in diesem Jahr auf unter 70 Millionen Tonnen sinken, das entspricht gegenüber den 97 Millionen Tonnen im Jahr 2009 einem Rückgang von fast 30 Prozent. Die Getreideproduktion in der Ukraine wird womöglich um 11 bis 15 Prozent geringer ausfallen. Nach Angaben des ukrainischen Landwirtschaftsministerium wird die Weizenernte 2010 aufgrund der schweren Regenfällen im Osten und Südosten des Landes und der extremen Hitze von 20,9 Millionen Tonnen im Vorjahr auf 17 Millionen Tonnen zurückgehen.

Der kasachische Landwirtschaftsminister Akylbek Kurischbajew äußerte am 20. Juli die Prognose, dass die Gesamt-Getreideernte in Kasachstan 2010 auf zwischen 13,5 und 14,5 Millionen Tonnen sinken könnte, gegenüber der Rekordernte des Vorjahrs von 20,8 Tonnen bedeutet dies einen Rückgang von bis zu 35 Prozent. Kasachstan zählt zu den zehn größten Weizenexportländern der Welt.

 

»Just in Time«- Lagerhaltung – eine Falle

In Nordamerika wird die Getreideernte wohl ähnlich hoch ausfallen wie im Vorjahr – unter dem Vorbehalt, dass die vom US-Landwirtschaftsministerium veröffentlichten Daten nicht zu Unrecht angezweifelt werden. Der jahreszeitlich versetzte Anbau in Argentinien und Australien bedeutet, dass jede zusätzliche Erschütterung der Weltgetreidemärkte zu einem ähnlichen Preisschock bei Getreide führen könnte wie 2008. Damals waren die Getreidepreise innerhalb weniger Wochen um ca. 300 Prozent gestiegen. Dass die Regierungen der meisten Industrieländer gemäß den Bestimmungen der Welthandelsorganisation WTO in den letzten Jahren die traditionelle staatliche Langzeit-Lagerhaltung von Getreide aufgegeben haben – bei richtiger Lagerung hält sich Getreide bis zu sieben Jahre –, bedeutet, dass die Welt in nie gekanntem Maße anfällig ist für eine Verknappung, die sich jetzt bereits abzuzeichnen beginnt.

Nach Angaben der UN-Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation FAO in Rom sind die weltweit verfügbaren Lagerbestände von Weizen „ausreichend“. Diese Aussage ist jedoch in gefährlicher Weise irreführend, denn nicht weniger als 35 Prozent der weltweiten Weizenreserven sind staatliche Reserven in China, wo man es bislang ablehnt, die staatlichen Notreserven aufzulösen. Diese Lagerbestände werden also aus offensichtlichen Gründen in China bleiben und auf dem Weltmarkt nicht zur Verfügung stehen. Trotzdem werden sie vom US-Landwirtschaftsministerium und den westlichen Getreidekartellen dem »Weltmarktangebot« zugerechnet. Die zweitgrößten staatlichen Getreidereserven einschließlich von Reis hält Indien. Dort besteht das Problem, dass aufgrund unzureichender staatlicher Lagerung und offener Lagerhaltung schätzungsweise bis zu zehn Millionen Tonnen des gelagerten Weizens verrotten.

Den Finanzinstituten an der Wall Street, die den Futures-Markt für Getreide beherrschen, beschert die Krise satte Gewinne. Seit Anfang Juli sind die Getreidepreise weltweit um 80 Prozent in die Höhe geschossen. Möglicherweise stehen wir erst am Beginn einer neuen Weltgetreidekrise, die viel schlimmer ist als die, welche im Juli 2008 inszeniert wurde.

 

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