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lundi, 13 janvier 2020

Die russische Ethnos-Theorie

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Die russische Ethnos-Theorie

von Dr. Christian Böttger

Ex: https://wir-selbst.com

Die russische Ethnos-Theorie

Kultur versus Ethnos

Seit dem 9. September 2014 hat das „Staatliche Museum für Völkerkunde“ in München einen neuen Namen. Jetzt heißt es „Museum Fünf Kontinente“. Besonders originell ist die Begründung für die Umbenennung, die an Realsatire grenzt: Der Begriff Völkerkunde sei nicht mehr zeitgemäß, weil die Besucher damit nichts anfangen könnten. Sie glaubten, es handle sich um eine Einrichtung von Fachgelehrten für Fachgelehrte. Eine dümmere Erklärung konnte man sich wohl nicht einfallen lassen, denn der Name ist jetzt erst recht verwirrend und verweist eher auf das Gebiet der Geographie als auf das der Ethnologie. Bereits 2001 war das traditionsreiche Frankfurter Museum für Völkerkunde in „Museum der Weltkulturen“ umbenannt worden und trägt seit 2010 auch den Namen „Weltkulturen Museum“. Nach den Umbenennungen der Volkskundeeinrichtungen in den letzten Jahrzehnten sind nun also die völkerkundlichen Museen dran.

Da drängt sich die Frage nach den Ursachen für diese Veränderung auf. Diese Erscheinung läßt sich nur erklären, wenn man sie vor dem Hintergrund der ökonomischen Globalisierung und der Umwandlung von Nationalstaaten in Einwanderungsgesellschaften im Rahmen einer angestrebten „Weltbürgergesellschaft“ betrachtet. Dazu müssen die Angehörigen der einzelnen Völker nicht nur ihrer staatlichen Souveränität und ihrer ökonomischen Selbständigkeit, sondern auch ihres ethnischen Selbstbewußtseins beraubt werden. Zur Unterstützung dieser Globalisierungstendenzen werden seit langem auch die Sozial- und Geisteswissenschaften herangezogen. Sie werden vor allem dahingehend beeinflußt, ein rein mechanistisches Gesellschaftsverständnis zu vermitteln, das eine individualistische Einstellung zu Volk und Staat garantiert.

Welche konkreten Möglichkeiten lassen sich nutzen, um diese destruktiven „Erziehungsziele“ zu realisieren? Zuerst einmal müssen die Verfechter der „Moderne“ alles daransetzten, den ethnischen Volksbegriff aus dem Sprachgebrauch der Medien und Schulen zu entfernen. Dabei greift man auf die Erkenntnisse der Sprachtheorie zurück, die behauptet, daß Begriffe nicht die Wirklichkeit abbilden, sondern sie erst konstruieren. Folglich läßt sich die Wirklichkeit durch veränderte Begriffe ebenfalls verändern. Nach dieser Lesart kann man also durch die Beseitigung des Volksbegriffes auch das Volk als reale Erscheinung beseitigen. Die entstehende Lücke wird meist durch den Kulturbegriff ersetzt.

In den letzten Jahren ist es nämlich zu einer bewußt lancierten Unsitte geworden, von „Kulturen“ statt von konkreten Völkern zu sprechen. Der Kulturbegriff, der einen Ersatz dafür bieten soll, verfügt aber nicht nur über eine geringe Definitionsschärfe, er bietet mit seinem hohen Abstraktionsgrad auch eine Vielzahl von Möglichkeiten der ideologischen Manipulation. Im offiziellen Sprachgebrauch werden die Staaten Europas durch die Einwanderungspolitik nicht etwa in Vielvölkerstaaten verwandelt, was der Realität entsprechen würde, sonder nur kulturell bereichert, wie es so schön heißt. Auf diese Weise kann der wirkliche Prozeß der Umwandlung des Nationalstaates in einen Nationalitätenstaat verschleiert werden. Die Einteilung der Bevölkerung in „Migranten“ und „Einheimische“ dient ebenfalls dazu, von der Volkszugehörigkeit abzulenken. Das kann im Extremfall soweit gehen, daß Heimatvertriebene aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten – also nicht nur die Rußlanddeutschen – als „Migranten“ erfaßt werden.

Seit einiger Zeit ist man dazu übergegangen, die Existenz von Völkern ganz in Frage zu stellen. Diese Ethnos-Leugnung ist inzwischen Mainstream geworden und zur Lehrmeinung an den Universitäten aufgestiegen. Vom Institutsleiter des Berliner „Instituts für Europäische Ethnologie“, Prof. Kaschuba, wurde 1999 das Hochschullehrbuch „Einführung in die Europäische Ethnologie“ verfaßt. In ihm wird die Behauptung aufgestellt, zu Beginn des 19. Jahrhunderts sei es zu einer „Erfindung des ethnischen Paradigmas“ gekommen. Die Ethnien wären nicht naturgewachsen, sondern sie seien im intellektuellen Diskurs im Verlauf der Modernisierung hergestellt worden. An dieser ‚Erfindung‘ wären Volkskunde und Völkerkunde in jener Zeit maßgeblich beteiligt gewesen. Die Prozesse der Entdeckung und Erforschung des Ethnischen, die vielerorts mit dem Erwachen des ethnischen Selbstbewußtseins einhergingen, werden neuerdings also als „Erfindung“ ausgegeben. Besonderer Kritikpunkt – der Merkmalskatalog, an dem sich der Volksbegriff festmachen läßt und der damit Abgrenzung erst ermöglicht.

Sieht man einmal von der rein eurozentrischen Betrachtungsweise, dem Mangel an ethnologischem Wissen über außereuropäische Völker ab, so zeigen diese wenigen Ausführungen, worum es wirklich geht, nämlich um das Problem der Abgrenzung mittels eines Merkmalskataloges in einer sich scheinbar entgrenzenden Welt. Doch existiert kein Gegenstand ohne Merkmale. Wie will man denn einen Gegenstand beschreiben, wenn man ihm keine Merkmale zuordnen darf. Erst durch die Begrenzung ergibt sich bekanntlich die Gestalt, das kann man an jedem Körper erkennen. Wer die Begrenzung beseitigen will, zielt in Wahrheit auf die gesamte Gestalt. Aus dieser Position resultiert dann eine weitere Problematik. Wenn es nämlich keine realen Ethnien gibt, sondern nur „Ethnizität im Menschen“ wie diese Kulturwissenschaftler neuerdings behaupten, dann kann es auch keinen Ethnozid geben. Der Begriff des Ethnozids erübrigt sich, wird mit solchen Positionen zum Paradoxon. Logischerweise muß deshalb die Ethnos-Leugnung dem Ethnozid vorausgehen. Raffinert, aber durchschaubar, vielleicht nicht für alle Akteure. Hier verflechten sich ideologische Motive, Klassenauftrag und pseudo-wissenschaftliche Vorstellungen. Die vordergründige Absicht der Ethnos-Leugner ist klar: die panische Angst vor dem Scheitern des Konzeptes der sog. „multikulturellen“ Gesellschaft, die man in der BRD unter dem Gesichtspunkt der Antithese zum Nationalsozialismus zu errichten trachtet.

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Diese Ethnos-Leugnung könnte aber durchaus auch eine rechtliche Dimension besitzen. Ethnozidale Bestrebungen sind eben kein Kavaliersdelikt. Dessen sollten sich die Verneiner des Ethnos immer bewußt sein. Auch führende Nationalsozialisten wollten kurzerhand aus den Sorben und Wenden der Lausitz „wendisch-sprechende Deutsche“ machen. Sie leugneten also die Existenz des sorbischen Ethnos. Heute würde das niemand mehr wagen. Im Gegenteil. Die „Stiftung für das sorbische Volk“ erhält immerhin eine jährliche Zuwendungssumme von mehreren Millionen Euro vom Bund und von zwei Bundesländern.

Das zentrale Instrument zur wissenschaftlichen Demontage des Volksbegriffes bildet die sog. „amerikanische Kulturanthropologie“. In den vergangenen Jahrzehnten konnte man das allmähliche Einsickern ihrer Methoden und Grundmuster in den gesellschaftlichen Diskurs recht gut verfolgen. Dieses Einsickern erfolgte auf unterschiedlichen Wegen und unter ganz verschiedenen Namen, so daß die dahinterstehende Absicht nicht so leicht zu durchschauen war.

Die Anfänge für diese verhängnisvolle Entwicklung liegen weit zurück. Ausgangspunkt dieses tiefgreifenden Umbruchs in den ethnologischen Wissenschaften war u. a. der Volkskunde-Kongreß in Detmold 1969. Hier wurde von jungen Vertretern des Fachs im Zusammenhang mit der damaligen Studentenbewegung der „Abschied vom Volksleben“ verkündet und mit dem Hinweis auf die jüngere deutsche Geschichte der Name des Faches überhaupt in Frage gestellt. Philosophische Grundlage für diesen Neuansatz bildete der Neomarxismus der sog. „Frankfurter Schule“. Niederschlag fand diese geistige Strömung zuerst am Ludwig-Uhland-Institut in Tübingen, wo sich dann die Deutsche Volkskunde in Anlehnung an die amerikanische Kulturanthropologie als „empirische Kulturwissenschaft“ etablierte. Das soziale Leben von Kulturen und Teilkulturen mit ihren Konflikten zu beobachten, zu beschreiben und zu interpretieren stand von nun an im Mittelpunkt. Zu Beginn der 70er Jahre war also an die Stelle der deutschen Volkskunde eine Spielart der amerikanischen Kulturanthropologie getreten, die mit ihren Grundmustern und Termini wie geschaffen schien für westliche „Einwanderungsgesellschaften“.

An Anfang der amerikanischen Kulturanthropologie standen nämlich Forschungen zur Integration und kulturellen Assimilation von Einwanderern in die USA. Kern war zunächst das politische Dogma des Aufgehens ethnischer Minderheiten wie Indianer und Afro-Amerikaner sowie neu zugewanderter Europäer in der euro-amerikanischen Gesamtgesellschaft. Der „American Way of Life“ wurde einfach als moderne Gesellschaft ausgegeben und eine Anpassung an diese Lebensweise mit anschließender Assimilation als unausweichlich betrachtet. Erst in einer späteren Phase begann man die Frage der Assimilation differenzierter zu betrachten und durch „Akkulturationskonzepte“ zu ersetzen. Seit den 1960er Jahren wird sogar die Idee des Schmelztiegels ganz in Frage gestellt.

Gemeinsam ist allen kulturanthropologischen Konzepten, daß sie ihre Methodik an Einwanderungsgesellschaften herausgebildet haben. Einwanderungsgesellschaften zeichnen sich aber dadurch aus, daß die Entwicklung der Menschen durch einen Bruch gekennzeichnet ist, der mit der Einwanderung beginnt. Die kontinuierliche Entwicklung einer einheitlichen ethnischen Gemeinschaft ist unter diesen Bedingungen nicht mehr gegeben. Und siehe da, schon gerät man in ein ganz anderes Fahrwasser. Mit den Einwanderungsgesellschaften als Entwicklungsrahmen gelang es den Forschungsgegenstand „Volk“ durch das Forschungsfeld „Kultur“, im Sinne von „Alltagskultur“ und Werteordnung usw. zu ersetzen. Nicht mehr die Träger der Kultur als Kollektiv, sondern das Getragene und seine individuelle Widerspiegelung standen jetzt im Mittelpunkt. Das hat Folgen! Das Getragene ist veränderlich in seiner räumlichen und zeitlichen Dimension. Ein Veränderliches, vom Kollektiv, vom Volk abgekoppeltes, wird auf diese Weise zum Gegenstand der Betrachtung. Das soll nicht heißen, daß die kulturelle Seite eines Volkes als unveränderlich, als konstant zu betrachten ist. Was aber die Angehörigen eines Volkes verschiedener Zeitalter miteinander verbindet, ist die Tatsache, daß die Generationen mit ihrer Kultur aufeinander folgen, aufeinander wirken, daß die kulturellen Entwicklungen der früheren Zeitalter die der späteren Zeitalter mitbestimmen. Genau das Ausklammern dieser historischen Dimension nutzen heute die ideologischen Wegbereiter der Globalisierung, um jene fixen kollektiven Identitäten in Frage zu stellen, die sich in Völkern, Rassen und fest umrissenen Kulturkreisen manifestieren und ein Zusammengehörigkeitsgefühl zulassen. Dieses auch Abgrenzung und Ausgrenzung beinhaltende Zusammengehörigkeitsgefühl gilt es nach Meinung der Globalisten zu eliminieren. Die Globalisierungsideologen mußten deshalb eine spezifisch gelagerte Kulturdefinition finden, die „Kulturen“ nicht mehr als fest umrissene, konstante Größen auffaßt. Erreicht wurde dieses Ziel durch die Wahl des sog. „weiten Kulturbegriffs“, der die gesamte Lebensweise als Kultur begreift. Indem man auf diese Art die gesamte, sich jeden Augenblick verändernde Lebensweise als Kultur betrachtet, läßt man sie ins Gestaltlose zerfließen, denn erst durch die Begrenzung ergibt sich bekanntlich die Gestalt. Mit diesem kulturanthropologischen Taschenspielertrick kann man problemlos alle kollektiven Identitäten von Völkern, Rassen und Kulturkreisen verschwinden lassen.

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Ein solches Denksystem – Kultur als Lebensweise – bietet den Globalisten ungeahnte Möglichkeiten der Manipulation. Das Ziel dieser Sichtweise besteht also in der Auflösung jener fixen kollektiven Identitäten, die sich u. a. in Völkern manifestieren, denn diese könnten der „Weltbürgergesellschaft“ der „One World“ im Wege stehen. Erreicht wird dieses Ziel durch die Konstruktion eines abstrakten kulturellen Systems, dessen Inhalt keinen Gemeinschaftsbezug und keine Abgrenzung zuläßt. Abgrenzung und damit Vielfalt werden als etwas Verwerfliches verstanden. Dabei wird außerdem die Gesamtkultur nur als Summe von Teilkulturen und ihren Bestandteilen betrachtet. Wechselbeziehungen und Rückkopplungen von Kulturkomponenten bleiben außen vor, denn sie könnten schon wieder Umrisse sichtbar machen, neue Gestalten erzeugen.

Worin besteht aber nun der Grundirrtum der westlichen Kulturanthropologen? Nach ihrer Auffassung verfügt das konstruierte kulturelle System über bestimmte Teilbereiche wie z. B. religiöse, soziale und ethnische. So gesehen ist die ethnische Dimension nur eine von mehreren Dimensionen der „Kultur“ und zwar eine mit sinkender Bedeutung. Während sich der Volksbegriff auf eine konkrete Gemeinschaft von Menschen bezieht, also demographisch an eine ganz bestimmte Population gekoppelt ist, stellt der Kulturbegriff nur eine abstrakte Konstruktion dar, die den Volksbegriff nicht ersetzen kann. „Völker“ und „Kulturen“ sind nämlich nicht einfach Synonyme, die man beliebig austauschen kann. Um einmal ein Beispiel zu nennen: ein Sioux-Indianer, der heute in New York in einem Wolkenkratzer seine Heimstatt gefunden hat, über Kühlschrank, Fernsehgerät und Waschmaschine verfügt, also nicht mehr im Tipi wohnt, hat zwar seine Kultur, nicht aber seine Ethnizität verändert. Durch das Ersetzen des Volksbegriffs durch den Kulturbegriff – als ein erster Schritt – und der Gleichsetzung von „Kultur“ mit „Lebensweise“ – als ein zweiter Schritt – gelingt es die Bedeutung des Ethnischen bis hin zur Bedeutungslosigkeit herunterzuspielen und der Manipulation Tür und Tor zu öffnen. Darin besteht der Kern des Taschenspielertricks der Kulturanthropologen.

Weil das Ethnische nach westlicher Auffassung in modernen Gesellschaften nur eine Dimension, ein winziger Teilbereich des Kulturellen ist, wird der Ethnos-Begriff meist nur noch für kleine ethnische Einheiten verwendet. Die Berechtigung dazu leitet man aus den Modernisierungskonzepten ab. Danach verkörpern die ethnischen Besonderheiten der Völker das sogenannte Traditionale, das die Durchsetzung der Moderne erheblich behindert und deshalb beseitigt werden muß.

Doch spätestens seit den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts konnte man feststellen, daß die Bedeutung ethnischer, religiöser und sprachlicher Faktoren nicht nur im Anwachsen begriffen war, sondern zunehmend auch politische Relevanz erhielt. Entgegen allen Prognosen zeigten sich jetzt statt eines Verschwindens ethnischer Unterschiede Anzeichen für ein Wiederaufleben der ethnischen Eigenheiten. Das mußte sogar der BRD-Star-Philosoph Jürgen Habermas eingestehen.

Die amerikanische Kulturanthropologie ist heute ein fester Bestandteil des Globalismus. Sie bietet den Verfechtern der Weltbürgergesellschaft die Möglichkeit, moderne und rückschrittliche Lebensweisen einander gegenüberzustellen. Damit wird ein Endziel suggeriert, nämlich eine einheitliche Weltzivilisation, die nichts anderes ist, als der American Way of Life. Für Vielfalt ist da kein Platz mehr. Auf diese Weise ist die Kulturanthropologie zu einer destruktiven ideologischen Waffe gegen die Völkervielfalt geworden.

Demgegenüber präsentiere ich in meinem Buch mit der russischen Ethnos-Theorie eine Alternative dazu. Dieser wissenschaftliche Ansatz betrachtet das „Volk“ als ein dynamisches Ganzheitssystem – hier mit dem griechischen Wort „Ethnos“ bezeichnet. Im alten Griechenland hatte dieser Begriff etwa ein Dutzend Bedeutungen; darunter Volk, Stamm, Menschenmenge, Heiden, Herde, Rudel, Sippe usw. Die sprachwissenschaftliche Analyse des Wortes läßt erkennen, daß es sich bei diesem Begriff um eine Gesamtheit von Menschen handelt, die gemeinsame Merkmale aufweisen.

Diese Lehre vom Ethnos ist Ausdruck der typischen mittel- und osteuropäischen Auffassung vom Volk. Der Prozeß der Ethnogenese der Völker Europas verlief auf ehemaligem provinzialrömischem Gebiet anders als in den Gebieten nördlich und östlich des Limes. In Italien, Gallien oder Britannien – um nur drei Beispiele zu nennen – führte die „Invasion der Barbaren“ zu einer völligen Umgestaltung der ethnischen Verhältnisse auf der territorialen Grundlage zumeist der alten römischen Provinzen. In Mittel-, Nord- und Osteuropa entstanden die meisten Völker durch Verschmelzung mehrerer in Sprache und Kultur verwandter Stämme. Dieser ganz andere Typ der Ethnogenese hat das ethnische Selbstbewußtsein dieser Völker nachhaltig geprägt.

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Der Begriff Ethnos taucht als Gegenstand der modernen ethnologischen Wissenschaft zuerst in Rußland auf und zwar schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Untrennbar verbunden ist er mit dem Namen Sergei M. Schirokogorow. Es ist kein Zufall, daß eine wissenschaftliche und handhabbare Auffassung von dem, was ein Ethnos, ein Volk, ist, in der ehemaligen Sowjetunion entstand. Aufgrund der Tatsache, daß dort über 100 Ethnien lebten, hatte die ethnische Problematik von je her einen hohen Stellenwert. Die Forschungen zum Ethnos-Begriff gewannen hier seit den 1960er Jahren zunehmend an Bedeutung. Ein Grund warum der Ethnosbegriff als Forschungsgegenstand festgelegt wurde, war die Mehrdeutigkeit des Volksbegriffes in der russischen Sprache. Neben seinem ethnischen Inhalt verfügt er auch über einen sozialen, etwa im Sinne von „werktätige Massen“. In der deutschen Sprache kennen wir diese Mehrdeutigkeit ebenfalls mit der Bedeutung „einfaches Volk“. Ein weiterer Grund lag in dem Bedürfnis der Wissenschaftler, ihren Forschungsgegenstand zu präzisieren und sich damit von den Nachbardisziplinen Kulturwissenschaft und Soziologie unterscheidbar zu machen. Außerdem wollte die Parteiführung die Wissenschaftler verpflichten, die allmähliche Herausbildung eines „Sowjetvolkes“ zu beweisen. Um solche ethnischen Prozesse der Annäherung von Ethnien zu beschreiben, mußte erst einmal ein einheitlicher Begriffsapparat vorhanden sein. Darüber hinaus erforderte die Entwicklung der Völker Asiens und Afrikas nach Beendigung der Kolonialherrschaft eine Beschäftigung mit den sog. ethnischen Prozessen, was ebenfalls diese neue Begrifflichkeit erforderlich machte. Die Zeit zwischen 1964 und 1973 war gekennzeichnet durch einen breiten wissenschaftlichen Meinungsstreit über die Definition und die Merkmale des Ethnos. An dieser Diskussion durften sich auch nicht-marxistische Wissenschaftler wie Lew Gumiljow beteiligen. Das Resultat dieses Meinungsstreites wurde 1977 von Julian Bromlej (Bild) in dem auch in deutscher Sprache erschienenen Buch „Ethnos und Ethnographie“ zusammengefaßt. Es enthält Erkenntnisse verschiedener Fachkollegen und ist somit durchaus nicht nur „Bromlejs Theorie“, wie es oft kolportiert wird.

md7173426719.jpgBei der Entwicklung der theoretischen Grundlagen dieser neuen Lehre leitete man zunächst die Merkmale des „Ethnos“ von den Merkmalen der „Nation“ ab. Das war möglich, weil im Gegensatz zu den heutigen westlichen Ländern in Osteuropa die Nation als ein „ethno-sozialer Organismus“ betrachtet wurde und wird. Sie gilt neben Stamm und Völkerschaft als eine Erscheinungsform des Ethnos und zwar als die am höchsten entwickelte. Wenn aber die Nation nur eine spezifische Erscheinungsform des Ethnos ist, dann müssen zumindest einzelne Merkmale der Nation auch identisch mit den Merkmalen des Ethnos sein. Als Richtschnur zur Feststellung der Merkmale einer Nation mag damals die Nationsdefinition von Stalin eine gewisse Rolle gespielt haben. In einer Schrift von 1913 bezeichnete Stalin die Nation als eine historisch entstandene stabile Gemeinschaft von Menschen mit gemeinsamer Sprache, gemeinsamen Territorium, Wirtschaftsleben, und der sich in der Gemeinschaft der Kultur offenbarenden gemeinsamen psychischen Wesensart. Diese von Stalin herausgearbeiteten Merkmale bildeten für die sowjetische Forschung auch den Ausgangspunkt für die Diskussionen um die wissenschaftlich exakte Bestimmung des Ethnos-Begriffs.

In einem Aufsatz von 1978 definierte Bromlej den Inhalt des Begriffs „Ethnos“ so:

Unter Ethnos im engen Sinne oder Ethnicos verstehen wir eine historisch entstandene Gruppe von Menschen, die über eine nur für sie charakteristische Gesamtheit gemeinsamer beständiger Züge der Kultur (…), der Sprache und der Psyche sowie über ein Selbstbewußtsein, darunter auch das Bewußtsein ihres Unterschiedes von anderen ähnlichen Gebilden, und eine Selbstbezeichnung (Ethnonym) verfügen.

Julian Bromlej

Das Ethnos ist also ein Ganzheitssystem, das auch Informationen der Vergangenheit speichert und weiterverarbeitet. Bestimmte historisch gewachsene und kollektiv gebildete Eigenschaften und Produkte wie z. B. die Sprache, kulturelle Züge, ethnisches Selbstbewußtsein, psychische Wesensart usw. bilden somit die Systemkomponenten. Diese Systemkomponenten sind aber ausschließlich aus dem ganzen System heraus zu verstehen und dürfen keinesfalls nur als eine Summe aus den Eigenschaften und Produkten der einzelnen Individuen betrachtet werden.

Das ethnische Selbstbewußtsein wird von einigen russischen Ethnologen an den ersten Platz unter den Charakteristika des Ethnos gestellt, da es in erster Linie die Zugehörigkeit eines Menschen zu einem Ethnos bestimmt. Ausschlaggebend dafür ist größtenteils die Vorstellung von einer bestimmten Abstammung, nicht unbedingt die Abstammung selbst. Verändert sich über mehrere Generationen das ethnische Selbstbewußtsein, so hat sich auch die ethnische Zugehörigkeit verändert. Ein Beispiel hierfür bilden die assimilierten Hugenotten in Deutschland. Zu den Besonderheiten des ethnischen Selbstbewußtseins gehört, daß Kinder noch nicht über ein solches verfügen, sondern daß dieses sich erst im Reifungsprozeß des Jugendlichen herausbildet. Wenig ausgebildet ist es auch bei Personen, die wenig Kontakt zu Angehörigen anderer Ethnien haben. Das gilt besonders für die Bauern in der Feudalgesellschaft. Hier herrscht ein lokales oder religiöses bzw. konfessionelles Bewußtsein vor. Die zunehmende Bedeutung des ethnischen Selbstbewußtseins innerhalb des Systems ethnischer Merkmale ergibt sich in der Moderne auch aus dem Zurückgehen der ethnischen Besonderheiten auf dem Gebiet der materiellen Kultur.

Charakteristisch für die osteuropäischen Ethnologen ist der Gebrauch des Ethnos-Begriffs auch für große, viele Millionen zählende Gemeinschaften und die Nationen hochentwickelter Länder. Deshalb sahen sie sich veranlaßt, auch politische und ökonomische Faktoren bei der Herausbildung und dem Funktionieren des Ethnos zu berücksichtigen. Das gilt insbesondere im Hinblick auf die Nation, der höchstentwickelten Erscheinungsform des Ethnos. Das Problem der Wechselwirkungen zwischen Ethnos und politisch-territorialer Gemeinschaft war lange Gegenstand des wissenschaftlichen Meinungsstreits. Zur Beilegung dieses Streites wurde der Begriff des „ethnosozialen Organismus“ geschaffen. Dieser ethnische Organismus ist dann nahezu identisch mit einer Gesellschaft. Er stellt ein ethnisches Gebilde dar, das auf einem kompakten Territorium zu finden ist und eine politische und ökonomische Einheit verkörpert. Die Berechtigung für die Verwendung des Organismusbegriffs in der sozialen Sphäre leitete man daraus ab, daß es sich bei einem Ethnos um die Vorstellung von einer sich selbst reproduzierenden Ganzheit handelt.

Soweit eine skizzenhafte Darstellung zur sowjetischen Ethnostheorie. Wie ist aber die Entwicklung der ethnologischen Forschung in den Nachfolgestaaten der Sowjetunion weiterverlaufen? Was wurde speziell aus der Lehre vom Ethnos?

Um den Stellenwert der Ethnos-Lehre in den Nachfolgestaaten der Sowjetunion zu begreifen, gilt es die damalige Situation zu berücksichtigen. Es bestand in dieser Umbruchzeit die Notwendigkeit, die Legitimität dieser Staaten gerade auch ethnisch zu untermauern. „Ethnos“ fand Eingang in offizielle Dokumente und juristische Texte. Das Ideologievakuum nach dem Zusammenbruch des Bolschewismus bot viel Raum für das Ethnische und das Ordnungsmodell „Nation“, verstanden als ein ethno-sozialer Organismus. Das gilt insbesondere auch für die russische Föderation. Über 90 Treffer zum Begriff этнос gibt es allein auf der offiziellen Internetseite des russischen Präsidenten, über eine Million Einträge findet die Suchmaschine google.ru. Die Situation war aber gleichzeitig von dem Bedürfnis nach Distanzierung von der sowjetischen Wissenschaftstradition gekennzeichnet. Die Mehrheit der russischen Ethnologen plädierte so für eine vom marxistischen Unterbau und seinen Begrifflichkeiten befreite Ethnos-Lehre.

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Trotz des ungebrochenen Weiterbestehens der Ethnoslehre wurde 1990 Waleri Tischkow (auch Tiškov), ein Kritiker der Ethnos-Theorie, zum Nachfolger Bromlejs im Amt des Institutsdirektors an der Akademie der Wissenschaften gewählt. Tischkow, der sich an westlichen Forschungsansätzen ausrichtet, forderte eine theoretische Neuorientierung. Die Ethnos-Theorie betrachtete er lediglich als eine Variante der marxistisch-leninistischen Nationstheorie. Sein Hauptvorwurf lautet: Bromlej und seine Anhänger interessierten sich für den „Menschen im Ethnos“ und nicht für die „Ethnizität im Menschen“. Ist da ein Unterschied? Aber sicher, ein ganz gewaltiger sogar! In diesem Unterschied spiegelt sich der Gegensatz von Primordialisten und Konstruktivisten wider. Die Primordialisten betrachten Stämme und Völker als uranfängliche, objektiv vorhandene kollektive Einheiten, die durch bestimmte Merkmale gekennzeichnet sind. Doch das genau bestreiten die Konstruktivisten. Sie behaupten, daß die Welt, wie wir sie wahrnehmen, nicht das Ergebnis eines Abbildes der Wirklichkeit ist, sondern das Ergebnis des Erfindens der Wirklichkeit, wobei das eigene Weltbild den Ton angibt. Auf die Ethnologie angewandt behaupten die Konstruktivisten, daß Völker und Stämme gar nicht existieren, nie existiert haben, sondern reine Erfindungen, Wahrnehmungsstörungen sind. Somit legt man das „Ethnische“ in den Menschen und zwar als Wahrnehmungsstörung. Deshalb ist es auch ein grundsätzlicher Unterschied, ob ich mich für den „Menschen im Ethnos“ oder für die „Ethnizität im Menschen“ interessiere. Bei letzerem interessiere ich mich dann in der Endkonsequenz nur für eine Wahrnehmungsstörung.

Angesichts der großen Bedeutung der Ethnos-Lehre in Rußland muß man sich fragen, wie ausgerechnet ein Wissenschaftler wie Tischkow, der in der russischen Ethnologie fast völlig isoliert ist, in dieses hohe Amt des Institutsleiters aufsteigen konnte, denn ganz offensichtlich fungiert er dort als ein ideologischer Brückenkopf des Westens. Die Antwort liegt auf der Hand. Es geht ganz einfach um westliche Geldgeber, die man bei der Stange halten will. Das heutige Institut kooperiert sehr erfolgreich mit westlichen Sponsoren. Das sind vor allem Stiftungen und – wie könnte es anders sein – NGOs, die berüchtigten „Nichtregierungsorganisationen“, also meist ausländische Agentenzentralen, die in Rußland den Auftrag haben, die als Modernisierung getarnte Verwestlichung voranzutreiben. Es ist also sehr viel Geld im Spiel, um den Primordialismus in der russischen Ethnologie abzulösen und stattdessen den destruktiven völkerzerstörenden Konstruktivismus zur Herrschaft zu bringen. Wo „One World“ propagiert wird, darf es auch nur noch eine Meinung geben.

ЛевГумилёв1934.jpgBesonders beliebt in den Nachfolgestaaten der Sowjetunion ist ein weiterer namhafter Vertreter der Ethnos-Lehre, Lew Gumiljow (Bild). Als Opfer des stalinistischen Gulag-Systems stand er nicht gerade auf dem Boden der marxistisch-leninistischen Ideologie. Für ihn glich das Ethnos einem biologischen Organismus, der gesetzmäßige Entwicklungsphasen durchlaufen muß, die mit den verschiedenen Altersstufen eines Menschen vergleichbar sind. Nach der politischen Wende in der Sowjetunion wurde die Ethnogeneselehre Gumiljows besonders von Politikern und Amtsträgern aufgegriffen und als Orientierungshilfe verstanden. Seine Publikationen wurden in hohen Auflagen gedruckt, seine Ideen fanden Eingang in die Lehrbücher. Wissenschaftliche Konferenzen wurden zu seinen Thesen veranstaltet, Universitäten nach ihm benannt und Denkmäler für ihn errichtet.

Der nahtlose Anschluß an die westliche Wissenschaftslandschaft mit ihrem kulturanthropologischen Dogma ist nicht zu erwarten. Der ethnisch-föderale Staatsaufbau aus der Sowjetzeit nämlich mit seinen Zugeständnissen an die autonomen Gebietseinheiten und Republiken wurde in der Russischen Föderation beibehalten. Er wird permanent dazu beitragen, den Ethnos-Begriff und die dazugehörige Lehre zu reproduzieren. Deshalb sind alle Bemühungen der prowestlichen Kräfte darauf gerichtet, einen Wandel „von Ethnos zu Demos“ herbeizuführen. Das bedeutet weg von der ethnisch definierten Titularnation der Sowjetzeit und hin zu einem staatsbürgerlich, politisch definierten Staatsvolk. Damit würden die im Weltmaßstab vorbildlichen Gebietseinteilungen aufhören, Entwicklungsrahmen für die entsprechenden Ethnien zu sein. Schließlich ist keine noch so kleine ethnische Gemeinschaft in der ehemaligen Sowjetunion vollständig verschwunden und das in einem Zeitraum, wo in anderen Teilen der Welt die Assimilation kleiner ethnischer Gemeinschaften einen Massencharakter angenommen hatte.

Welche Bedeutung hat die in Rußland entwickelte Lehre vom Ethnos für das heutige Deutschland? Worin unterscheidet sie sich eigentlich von den traditionellen deutschen Vorstellungen? Die klassische deutsche Auffassung vom Volk hat viele Wurzeln im deutschen Idealismus bzw. in der deutschen Romantik. Grundlage des volklichen Seins war bei Johann Gottfried Herder das unbewußte Schaffen des Volksgeistes. Darunter verstand Herder eine schöpferische, überindividuelle geistige Wesenheit, die alle kulturellen Schöpfungen des Volkes hervorbringt. Diese Äußerungen des Volksgeistes sollten sich nach den Anschauungen der Romantiker in Lied, Sage, Märchen, Glaube und Brauch manifestierten. Dieser rein philosophisch-idealistischen Sichtweise stellt die russische Lehre vom Ethnos eine historisch-materialistische Sichtweise zur Seite. Die Ethnoslehre zeichnet sich durch ein strenges, geradezu naturwissenschaftliches Herangehen aus, das nur Fakten gelten läßt. Sie sieht im Ethnos nicht ein Produkt des Volksgeistes, sondern in erster Linie ein Produkt der Geschichte. Damit wird eher die physische Seite des Phänomens untersucht als die geistige. Das hat allerdings den Vorteil, daß sich Dank der Einbeziehung der Kybernetik diese physische Seite des Volksorganismus der Öffentlichkeit wesentlich leichter vermitteln läßt als das Wirken eines eher nebulös erscheinenden Volksgeistes. Dennoch findet innerhalb dieser Ethnos-Lehre, in dem von ihr angenommenen System ethnischer Merkmale, die sog. „psychische Wesensart“ ihren festen Platz – allerdings nicht als Ursache, sondern als Produkt der Geschichte.

Die heutigen Gegensätze verlaufen aber nicht mehr vordergründig zwischen idealistischer und materialistischer Betrachtung, haben doch beide Betrachtungsweisen ihre Berechtigung. Schon der große deutsche Philosoph, Soziologe und Anthropologe Arnold Gehlen wies darauf hin, daß die Materiedefinition viel zu ungenau ist, um hier eindeutige Unterscheidungen treffen zu können. Der heutige Gegensatz besteht also vielmehr zwischen den Ethnos-Leugnern im Westen und den Protagonisten des Ethnos im Osten Europas, d. h. zwischen mechanistischer und organischer Weltanschauung. Nicht zufällig verweigern sich gerade die Visegrad-Staaten der Veränderung ihrer ethnischen Struktur durch die Aufnahme von Migranten. Sie haben sich in weiten Teilen ihre organische Gesellschaftsauffassung bewahrt und verteidigen diese. Die Ethnos-Leugner des Westens hingegen sind an Einwanderungsgesellschaften orientiert und folgen im Hinblick auf die großen europäischen Völker den Grundmustern der amerikanischen Kulturanthropologie. Die Kulturanthropologie ist aber durch ein mechanistisches Gesellschaftsverständnis (das Ganze als Summe) gekennzeichnet. Osten und Westen sind somit nicht nur geographische Markierungen, sondern stehen sich also auch als Gesinnungsbegriffe im „Weltkampf um den Menschen“ gegenüber.

Dr. Christian Böttger

Christian Böttger, geb. 1954, Facharbeiterausbildung als Gärtner für Zierpflanzenbau mit Abitur 1974, studierte von 1983-1988 Ethnographie, deutsche Geschichte und Volkskunde an der Humboldt-Universität zu Berlin. Danach arbeitete er bis Ende 1991 als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Wissenschaftsbereich Kulturgeschichte/Volkskunde am Zentralinstitut für Geschichte (Akademie der Wissenschaften der DDR) an einem Forschungsprojekt auf dem Gebiet der Kulturgeschichte sozialer Reformbewegungen in Deutschland um 1900. Ende 1993 promovierte er an der Humboldt-Universität zum doctor philosophiae. Anschließend war er als wissenschaftlicher Mitarbeiter an verschiedenen Lexikonprojekten beschäftigt.

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00:38 Publié dans anthropologie | Lien permanent | Commentaires (0) | Tags : ethnologie, russie, anthropologie, folcisme | |  del.icio.us | | Digg! Digg |  Facebook

jeudi, 29 novembre 2018

Wilhelm Heinrich Riehl: A Völkish Visionary

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Wilhelm Heinrich Riehl:

A Völkish Visionary

Ex: https://phosphorussite.wordpress.com 

Wilhelm Heinrich Riehl (6 May 1823 – 16 November 1897) was a German journalist, novelist and folklorist.

Riehl was born in Biebrich in the Duchy of Nassau and died in Munich.
Riehl’s writings became normative for a large body of Volkish thought. He constructed a more completely integrated Volkish view of man and society as they related to nature, history, and landscape. He was the writer of the famous ‘Land und Leute’ (Places and People), written in 1857-63, which discussed the organic nature of a Volk which he claimed could only be attained if it fused with the native landscape.

“Personally Riehl applied the bulk of his labors to the two contiguous fields of Folklore and Art History. Folklore (Volkskunde) is here taken in his own definition, namely, as the science which uncovers the recondite causal relations between all perceptible manifestations of a nation’s life and its physical and historical environment. Riehl never lost sight, in any of his distinctions, of that inalienable affinity between land and people; the solidarity of a nation, its very right of existing as a political entity, he derived from homogeneity as to origin, language, custom, habitat.”

Otto Heller – The German Classics of the Nineteenth and Twentieth Centuries

“Riehl’s writings became normative for a large body of Volkish thought…he constructed a more completely integrated Volkish view of man and society as they related to nature, history, and landscape….in his famous Land und Leute (Land and People), written in 1857-63,” which “discussed the organic nature of a Volk which he claimed could only be attained if it fused with the native landscape….Riehl rejected all artificiality and defined modernity as a nature contrived by man and thus devoid of that genuineness to which living nature alone gives meaning…Riehl pointed to the newly developing urban centers as the cause of social unrest and the democratic upsurge of 1848 in Hessia”….for many “subsequent Volkish thinkers, only nature was genuine.”

“Riehl desired a hierarchical society that patterned after the medieval estates. In Die bürgerliche Gesellschaft(Bourgeois Society) he accused those of Capitalist interest of “disturbing ancient customs and thus destroying the historicity of the Volk.”

George Mosse

“We must save the sacred forest, not only so that our ovens do not become cold in winter, but also so that the pulse of life of the people continues to beat warm and joyfully, so that Germany remains German.”

“In the contrast between the forest and the field is manifest the most simple and natural preparatory stage of the multiformity and variety of German social life, that richness of peculiar national characteristics in which lies concealed the tenacious rejuvenating power of our nation.”

“In our woodland villages—and whoever has wandered through the German mountains knows that there are still many genuine woodland villages in the German Fatherland—the remains of primitive civilization are still preserved to our national life, not only in their shadiness but also in their fresh and natural splendor. Not only the woodland, but likewise the sand dunes, the moors, the heath, the tracts of rock and glacier, all wildernesses and desert wastes, are a necessary supplement to the cultivated field lands. Let us rejoice that there is still so much wilderness left in Germany. In order for a nation to develop its power it must embrace at the same time the most varied phases of evolution. A nation over-refined by culture and satiated with prosperity is a dead nation, for whom nothing remains but, like Sardanapalus, to burn itself up together with all its magnificence. The blasé city man, the fat farmer of the rich corn-land, may be the men of the present; but the poverty-stricken peasant of the moors, the rough, hardy peasant of the forests, the lonely, self-reliant Alpine shepherd, full of legends and songs—these are the men of the future. Civil society is founded on the doctrine of the natural inequality of mankind. Indeed, in this inequality of talents and of callings is rooted the highest glory of society, for it is the source of its inexhaustible vital energy.”

Wilhelm Heinrich Riehl – Field and Forest

dimanche, 30 septembre 2018

Conférence: le mouvement völkisch

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mercredi, 26 août 2015

MITO DEL SANGUE E METAFISICA DELLA RAZZA NELL’ETNONAZIONALISMO VÖLKISCH

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MITO DEL SANGUE E METAFISICA DELLA RAZZA
NELL’ETNONAZIONALISMO VÖLKISCH

Recensione di Fabio Calabrese

Ex: http://www.ereticamente.net

Raramente capita di leggere un testo così nettamente in controtendenza rispetto agli orientamenti politico-culturali attualmente dominanti, e questo non può fare altro che piacere, perché questi orientamenti politico-culturali dominanti imposti settant’anni fa all’Europa con la forza dai vincitori del secondo conflitto mondiale, sono a mio parere quanto di più deleterio e innaturale possa esistere, la faccia ideologica, la pseudo-giustificazione di quel sistema di potere tirannico che conosciamo come democrazia.

Come io stesso ho spiegato più volte su queste pagine, la democrazia è un sistema tirannico. Libertà? Ci vuole faccia tosta per parlarne in presenza di un sistema giudiziario dove le fattispecie di reati di opinione si moltiplicano. Sovranità popolare? Parlarne è un tragico sarcasmo, quando ai popoli non è concesso di decidere nulla, nemmeno di continuare a esistere come tali, ma il potere dietro le quinte ha deciso che debbano sparire nell’universale meticciato.

misticamagine.jpgLa democrazia è stata imposta all’Europa settant’anni fa con la conclusione disastrosa della seconda guerra mondiale, ma i suoi effetti deleteri hanno cominciato a diventare evidenti dopo la fine della Guerra Fredda, con la messa in atto della decisione di trasformare l’intera umanità in un’orda meticcia facilmente manovrabile dal potere dietro le quinte del sistema democratico, di recidere il legame sempre esistito e che rappresenta l’ordine normale delle cose, tra sangue e suolo.

L’ideologia democratica oggi dominante tende a cancellare  il concetto stesso di nazionalità, il legame naturale fra un popolo e la sua terra, per sostituirlo in tutto con la finzione burocratica nota come cittadinanza, si pretende che un extracomunitario diventi un europeo solo perché si è deciso di scrivere sui suoi documenti la cittadinanza di un Paese europeo, sebbene l’esperienza anche tragica, a cominciare dalla diffusione in Europa di simpatizzanti e fautori del terrorismo islamico come conseguenza dell’immigrazione, dimostri chiaramente che questi presunti “inglesi”, “francesi”, “italiani” a cui concediamo irresponsabilmente diritti che mai e poi mai noi potremmo ricevere nei loro Paesi d’origine,  di europeo non hanno nulla anche quando sono immigrati di seconda o terza generazione, nati sul nostro suolo.

Questo testo costituisce dunque un salutare richiamo al fatto che l’identità di un popolo è data dalla nazionalità, dal legame inscindibile tra sangue e suolo, ma è anche qualcosa di più, infatti questo legame ineludibile fra la terra e il popolo è la base di una concezione che possiamo tranquillamente definire religiosa. Non a caso, parliamo di mistica Volkisch. Come ha messo bene in evidenza Alfred Rosenberg nel Mito del XX secolo, “Razza è anima vista dall’esterno, anima è razza vista dall’interno”: razza e anima, razza è anima, occorre ribadire la falsità del dogma democratico dell’uguaglianza degli uomini: alle diverse caratteristiche fisiche che distinguono le varie razze, corrispondono qualità psichiche differenti. La nostra anima razzialmente determinata, cioè NOI STESSI, è il lascito più importante che abbiamo ricevuto dai nostri antenati, e non possiamo rinnegare la loro eredità, la nostra origine senza rinnegare noi stessi.

Sangue e suolo sono semplicemente due elementi di una triade che andrebbe meglio completata: spirito, sangue e suolo, poiché la scoperta del legame identitario profondo con le nostre origini, il nostro passato, noi stessi in ultima analisi, ci proietta in una dimensione sacrale, ci porta a riscoprire quel fondo di religiosità originaria dell’Europa anteriore all’avvento del cristianesimo.

Se ci liberiamo dal contesto abramitico-cristiano che concepisce la religione come rapporto individualistico con un Dio immaginario, allora ci accorgiamo che non c’è nulla di più SACRO di questa eterna catena della vita che ci lega ai nostri antenati e ci proietta verso il futuro attraverso i nostri discendenti sempre mediante il legame della continuità di sangue.

Al riguardo, mi vengono in mente i versi di una bella poesia di Helmut Stellrecht che ben avrebbero potuto figurare in questo libro:

«Tu porti nel tuo Sangue la santa eredità dei tuoi Padri e dei tuoi
Antenati./Tu non conosci coloro che sono scomparsi in file interminabili
nell’oscurità /del passato. Ma tutti loro vivono in te e nel tuo Sangue, camminano
sulla Terra/ che li ha logorati nelle battaglie e nelle fatiche /e in cui i loro
corpi da tempo si consumano. /Perciò il tuo Sangue è qualcosa di sacro”.

Questo testo rappresenta una sorta di manifesto redatto dai suoi autori per il decennale dalla fondazione dell’associazione etnonazionalista Vokisch “identità e tradizione”, e i suoi autori, Federico Prati, Luca Lionello Rimbotti, e soprattutto Silvano Lorenzoni, il grande Silvano Lorenzoni, sono tre fra i più reputati intellettuali della nostra “area”. Forse occorre chiarire il concetto di etnonazionalismo, un’espressione che può sembrare ridondante, dal momento che etnia e nazione possono essere considerati sinonimi. In realtà, si vuole evidenziare che il “classico” nazionalismo ottocentesco che faceva coincidere la nazione con lo stato, qui non interessa; quello che conta è la nazione, l’etnia come “ghenos”, come comunità umana stretta da legami di sangue, che è come dire di spirito e di destino, cioè l’esatto contrario di qualsiasi delirio multietnico, cioè in ultima analisi ciò che è normale perché disposto dalla Provvidenza (una Provvidenza che almeno io personalmente non riesco proprio a immaginare come possa coincidere con il Dio cristiano, un Dio apertamente “mondialista”), il che si ricollega alla venatura religiosa o per meglio dire SACRALE di questa concezione.

Va detto anche che l’associazione di cui abbiamo detto non è un partito, e si propone di agire piuttosto in campo metapolitico che non politico; gli autori, difatti, esprimono la convinzione che finché ci sarà un’élite intellettuale e spirituale ferma e consapevole su questi  principi a un tempo politici e religiosi, le forze della sovversione democratica, del disordine che sconvolge e distrugge qualsiasi ordine tradizionale, qualsiasi normalità, non riusciranno a prevalere in modo definitivo.

Questo testo, nel quale le mani dei tre autori fondono il loro lavoro senza discontinuità apparenti, sì che è assai arduo attribuire un brano all’uno o all’altro dei tre, è suddiviso in quattro parti che sono: “Il mito del sangue”, “sangue e spirito”, “anima della razza” e “metafisica del sangue”. Ora, probabilmente non in maniera casuale, il titolo della prima di queste tre sezioni richiama quello di un testo di Julius Evola, un pensatore la cui lezione i tre autori hanno tenuto sempre ben presente.

fidus_gral.jpgRiguardo a Evola, è importante precisare che molti hanno voluto vedere in Evola il teorico di una dottrina spirituale della razza in contrapposizione alla visione nazionalsocialista e in particolare dell’ideologo del nazionalsocialismo, Alfred Rosenberg, che si è voluta riduttivamente interpretare come un rozzo materialismo biologico. Questa interpretazione, ci assicurano i nostri autori, è completamente falsa, riesce a stare in piedi solo se si evita e si impedisca che sia accessibile la lettura di prima mano dei testi nazionalsocialisti, e in particolare del ponderoso Mito del XX secolo  di Rosenberg, secondo la prassi democratica che consiste nella censura e nell’impedire il confronto delle idee, altrimenti sarebbe chiaro che il nazionalsocialismo e Rosenberg ebbero ben chiara la dimensione spirituale connessa al “mito del sangue”.

D’altra parte, i nostri tre autori non hanno la pretesa di aver inventato nulla: l’etnonazionalismo volkisch (termine che significa “popolare”, e sottolinea con questo aggettivo che non si tratta affatto di un movimento “di destra” che guardi agli interessi delle classi dominanti, anzi, contiene in embrione l’idea del nazional-socialismo), infatti, nacque in Germania nel tardo XIX secolo, sviluppando alcuni aspetti della visione del mondo romantica, e soprattutto contrapponendosi all’illuminismo, quindi al liberalismo e alla democrazia, di cui rifiuta in particolare la visione individualistica e contrattualistica dei rapporti sociali e politici. Dopo la prima guerra mondiale, esso confluì nel movimento nazionalsocialista, e qui ebbe certamente un ruolo chiave la figura di Alfred Rosenberg di cui il libro propone una significativa rivalutazione.

Noi possiamo sostanzialmente vedere l’etnonazionalismo volkisch come una salutare reazione al rifiuto illuministico, liberale, democratico, di considerare il differente valore delle persone e delle comunità nazionali, in uno col rifiuto della dimensione spirituale, per puntare in definitiva a una società atomizzata, retta esclusivamente dalla legge del denaro, dove i rapporti fra le persone sono ridotti a rapporti fra cose, e le persone stesse sono ridotte a cose.

Questo si vede bene dal fatto che nella dialettica democratica persona e comunità sono sostituiti da individuo e massa (il liberalismo pone l’accento sul primo, il marxismo sulla seconda; entrambi sono manifestazioni di una dialettica distorta nella quale è negata ogni dimensione spirituale).

Alla persona, ridotta a individuo, è ancora concesso di avere una psiche, ma non già spirito e anima. Non a caso, una delle parti più significative del libro è costituita da un testo di Adriano Segatori che è una disamina della psicanalisi. Ciò che caratterizza il pensiero freudiano, la pseudo-scientifica psicanalisi, è infatti la soppressione dell’io inteso come arché, come principio guida della personalità, che resta totalmente in balia di pulsioni e istinti, una marionetta che potrà essere fatta danzare al ritmo di qualunque musica il meccanismo sociale, o meglio il potere economico e politico dietro le quinte del meccanismo sociale decida di imporre, il tutto mascherato dall’alibi della falsa libertà della democrazia.

A questo riguardo vorrei ricordare che sempre sulle pagine di “Ereticamente” tempo addietro vi avevo segnalato il bel libro di Michel Onfray: Crepuscolo di un idolo: smantellare le favole freudiane dove si dimostra in tutta evidenza e dati alla mano che nella psicanalisi non c’è nulla di scientifico, che Sigmund Freud era un ciarlatano che ha falsificato i protocolli delle sue sedute, che non ha mai guarito nessuno, e che ha causato la morte di almeno quattro dei suoi pazienti attribuendo a isteria disturbi che invece avevano una base organica ed erano sintomi di malattie reali. La psicanalisi è con ogni probabilità la più grossa bufala pseudoscientifica dell’età moderna.

D’altra parte il saggio di Segatori contenuto in questo libro ci fa comprendere che essa è pienamente funzionale a quell’insieme di tendenze: liberalismo, marxismo, democrazia, potere usurocratico, scientismo materialista che nel loro insieme possiamo chiamare modernità, l’uomo freudiano è esattamente ciò che la modernità vuole che l’uomo sia, un uomo che non avendo più l’arché in se stesso, deve necessariamente riceverlo dall’esterno, in definitiva un perfetto schiavo, un uomo-macchina.

La modernità, la negazione degli eterni principi dello spirito, del sangue e del suolo, svela allora il suo carattere demoniaco.

Per dirla con le parole del testo:

“Materialismo, ateismo, lotta di classe, deboli ideali eudemonistici, suicidio razziale, atomismo sociale, promiscuità razziale, decadenza dell’arte, erotomania, disintegrazione della famiglia, perdita del senso del sacro, dell’onore sia nell’ambito pubblico che privato, sciatto femminismo, fluttuazioni e catastrofi economiche, guerra civile nelle famiglie europee, degenerazione pianificata della gioventù per mezzo di film e libri abietti e l’introduzione di nevrotiche dottrine nell’educazione. Le Forze della Sovversione hanno cercato di far imputridire l’Europa, di affievolire i suoi istinti razziali, di privarla di eroismo, onore e virilità, del suo sentimento di avere una missione mondiale da compiere, del suo senso di costituire un’unità razziale e spirituale, e persino del suo codice cavalleresco. Essi desiderano paralizzare la capacità di decisione europea e distruggere la sua volontà portando la sifilide morale ed etica di Hollywood ad avvelenare il suolo d’Europa” (pag. 63).

L’etnonazionalismo volkisch si presenta come una reazione salutare contro tutto ciò, un mezzo per far sì che gli Europei ritrovino il contatto con se stessi, la loro civiltà millenaria, l’eredità dei loro antenati, la loro identità.

“L’etnonazionalismo volkisch costituisce un’Idea-forza che rappresenta l’opposto, l’antitesi stessa dell’ideologia posta a base della rivoluzione illuministica francese, la quale è basata sull’idea massonica dell’uguaglianza degli individui e delle razze. Tale nefasta ideologia, approfittando di un particolare momento storico, adattandosi in mille modi, ha prodotto terribili rivoluzioni, ha gettato l’Europa in un seguito di convulsioni rivoluzionarie e belliche da cui è emerso trionfante il dominio di Aasvero-Giuda (…) Ma la disgrazia di questa epoca darà vita nei Popoli d’Europa a una nuova presa di coscienza che li porterà alla rigenerazione” (pag. 85).

Si tratta di un auspicio e di una battaglia  che io personalmente non posso altro che condividere in toto, ma credo di poter parlare da questo punto di vista a nome di tutti noi di “Ereticamente”. Non ci si può augurare altro se non che questo libro abbia la massima diffusione possibile. Potrebbe servire a risvegliare le coscienze di molti.

Federico Prati, Luca Lionello Rimbotti, Silvano Lorenzoni: Mistica Volkisch, Effepi edizioni settembre 2014. €. 20,00