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dimanche, 05 avril 2015

Islands Weg aus der Finanzkrise

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Islands Weg aus der Finanzkrise

«Nicht auf die Finanzmärkte hören, sondern auf das Volk»

(Olaf Ragnar Grimsson, Staatspräsident)

von Dr. rer. publ. Werner Wüthrich

Ex: http://www.zeit-fragen.ch

Vor kurzem hat die isländische Regierung der EU-Kommission und dem EU-Rat die Absicht mitgeteilt, ihr Beitrittsgesuch zurückzuziehen (vgl. Zeit-Fragen Nr. 8 vom 17. März 2015). Die rot-grüne Regierung hatte im Juli 2009 die Mitgliedschaft beantragt, nachdem die Finanzkrise in den USA die Banken des Landes verheerend getroffen hatte. Als sich das Land erstaunlich schnell erholte und im April 2013 eine neue Regierung an die Macht kam, wurden die Verhandlungen auf Eis gelegt. Aussenminister Gunnar schreibt auf seiner Webseite: «Islands Interessen ist ausserhalb der EU besser gedient.» Einem Beitritt würde die Bevölkerung nicht zustimmen, hat sie doch in den letzten Jahren erlebt, wie viel sie aus eigener Kraft erreichen kann. Island ist eine Insel im Atlantik mit 350 000 Einwohnern. Das Land verfügt über reiche Fischgründe. Seine Bewohner betreiben etwas Landwirtschaft mit vielen Schafen und bewirten immer mehr Touristen, die das Land wegen seiner Naturschönheiten und heissen Quellen besuchen und durchwandern. Damit lässt sich eigentlich gut leben.


Island hat in der jüngsten globalen Finanzkrise einen besonderen Platz – in vielerlei Hinsicht. So war die Krise in Island weit schlimmer als anderswo. Der Schuldenberg war 2008 – auf dem Höhepunkt der Schuldenkrise – viel grösser als in den südlichen EU-Ländern. Während zum Beispiel in Griechenland die Schulden damals 175 Prozent des Bruttoinlandsproduktes betrugen, entsprachen die Schulden der Atlantikinsel (vor allem die Bankschulden) dem Zehnfachen des BIP, also 1000 Prozent – ein wahrhaftes Katastrophenszenario. Und trotzdem: Island steht heute – sieben Jahre später – relativ gut da. Wie kam es dazu, und wie ist das möglich?


In den Jahren nach der Jahrtausendwende fiel Island mit sehr hohen Wachstumsraten auf. Der Grund waren allerdings nicht die Erträge aus dem Fischfang, sondern er lag anderswo: Die drei grossen Banken hatten sich auf ein risikoreiches Spiel eingelassen und die Insel in einen global ausgerichteten ­Finanzplatz verwandelt. Sie lockten zum Beispiel mit überhöhten Zinsen ausländische Spargelder an und investierten dieses Geld in risikoreiche Geldanlagen auf der ganzen Welt – vorerst mit Erfolg. Die dafür verantwortlichen Bankmanager gaben sich «modern» und «offen» und brachen mit den Traditionen ihrer Bank und ihres Berufsstandes – ganz dem Sprichwort folgend: «Der Krug geht zum Brunnen, bis er bricht.» Der Bruch bzw. der Einbruch kam vor sieben Jahren – ganz gewaltig – und führte zum schnellen Bankrott der drei grossen Banken.

Das Volk gibt in der Frage der Auslandschulden den Weg vor

Umstritten war die Behandlung der Auslandschulden der drei isländischen Banken, für die der Staat und damit die Steuerzahler gemäss westlicher Doktrin zum mindesten teilweise die Haftung übernehmen sollten. Es ging vor allem um die sogenannten Icesave-Gelder. Icesave hatte als Internetbank der verstaatlichten Landsbanki über Jahre hinweg viele ausländische Kleinsparer mit hohen Zinsen angelockt, deren Gelder von der isländischen Einlageversicherung nicht gedeckt waren. Vor allem Grossbritannien und die Niederlande, von wo die meisten der ausländischen Gelder stammten, verlangten nun, dass der Staat Island diese Gelder zurückzahlt. Es ging um etwa 4 Milliarden Euro (etwa 12 000$ Euro je Einwohner von Island). Die Regierung verhandelte mit den beiden Ländern, die niedrige Zinsen und lange Rückzahlungsfristen gewährten. Das isländische Parlament akzeptierte das Verhandlungsergebnis und verabschiedete am 30. Dezember 2009 ein Gesetz, das die Rückzahlungsmodalitäten regelte. – Nun aber ging das Volk mit Kochtöpfen auf die Strasse und brachte seinen Unwillen zum Ausdruck, für etwas einstehen zu müssen, was es nicht zu verantworten habe. Ausländische Spekulanten müssten die Folgen für ihr Tun selber tragen. Sie hätten schliesslich für ihr Geld 10 Prozent Zins und mehr erhalten. «Ist es moralisch und rechtlich gerechtfertigt, das Risiko einfach dem Staat und dem Steuerzahler zu übertragen?» stand auf den Transparenten und Flugblättern. Die Bürgerinitiative ­Defence organisierte Protestaktionen verschiedenster Art. Sie sammelte über 60'000 Unterschriften (bei 350'000 Einwohnern) und verlangte eine Volksabstimmung. Die Bürger belagerten den Wohnsitz des Präsidenten mit roten bengalischen Kerzen, die weit sichtbar ein «Stopp» für diese Politik signalisierten. Staatspräsident Olaf Ragnar Grimsson hörte die Stimme des Volkes und veranlasste eine Volksabstimmung: «Den Kern unseres isländischen Staatswesens macht aus, dass das Volk der oberste Richter über die Gültigkeit der Gesetze ist. In diesem Licht habe ich beschlossen, in Übereinstimmung mit der Verfassung, die Entscheidung über das fragliche Gesetz an das Volk zu überweisen.» – 93 Prozent der Stimmbürger sagten im März 2010 nein zur Bezahlung der Bankschulden durch den Staat.


Grossbritannien und die Niederlande waren daraufhin wohl oder übel bereit, die Rückzahlung der Bankschulden neu zu verhandeln. Island erhielt in einem neuen Abkommen weitere Zugeständnisse und Zahlungserleichterungen. Die Rückzahlung wurde bis 2046 verlängert, womit auch die kommende Generation beansprucht wurde. Das isländische Parlament akzeptierte. Der Staatspräsident setzte erneut eine Volksabstimmung an. Das Volk sagte im April 2011 wiederum massiv nein. – Was nun?


Die Isländer lösten ihr Bankenproblem wie folgt: Alle drei grossen Banken mussten Konkurs anmelden. Die Landsbanki mit ihrer Internetbank Icesave wurde verstaatlicht, die beiden anderen wurden in eine «New Bank» und eine «Old Bank» aufgeteilt. Zur New Bank (die mit neuem Kapital ausgestattet wurde) gehörten alle Geschäftsbereiche, die im Inland benötigt werden, wie der Zahlungsverkehr, die Bankomaten, eine Kreditabteilung usw. Der Old Bank wurde der riesige Schuldenberg und das gesamte Auslandgeschäft mit vielen zweifelhaften Vermögenswerten übertragen, die im Konkursverfahren liquidiert wurden. Auf diese Weise blieben die Schalterhallen offen, und die Bankomaten waren immer in Betrieb. Die Banken erhielten neue Namen. Die frühere Kaupthing-Bank heisst heute Arion, die frühere Glitinir heisst heute Islandsbanki. Alle drei Banken (die heute zum Teil in ausländischer Hand sind) beschränken sich auf traditionelle einheimische Bankgeschäfte.


Dieses Konkursverfahren erinnert an den Untergang der Swissair, bei dem sofort eine neue kleinere Gesellschaft – die Swiss – ins Leben gerufen wurde (die heute von der Lufthansa kontrolliert wird) und bei dem die verbleibenden Vermögenswerte der alten Gesellschaft und der riesige Schuldenberg im Konkurs vollständig liquidiert wurden.

Bewältigung des Alltags und Erholung

Das Leben auf der Insel war seit Ausbruch der Krise schwierig. Die isländische Krone sackte ab. Die Preise stiegen. Die Reallöhne sanken. Das Leben wurde teuer. Die Arbeitslosigkeit stieg. Die Wirtschaftsleistung war bereits 2009 um sieben Prozent eingebrochen. Die Regierung benötigte einen Kredit des IWF von 10 Milliarden Dollar, um die schwere Zeit zu überstehen. Dieser stellte – wie üblich – Bedingungen. Einen Kahlschlag im Sozialbereich lehnte die links-grüne Regierung jedoch ab. Es gelang ihr trotzdem, das IWF-Programm zu erfüllen. Auch befreundete Länder wie Norwegen und Schweden halfen mit Geld. Für die Bevölkerung wurden die Steuern erhöht, die Progression auf der Einkommenssteuer verschärft und eine Reihe unorthodoxer Massnahmen ergriffen, um die Schulden zu reduzieren. So wurden an Auslandswährungen gebundene Kredite als ungesetzlich erklärt. Unternehmen erhielten von der Regierung spezielle Umschuldungsprogramme. Ein Schuldenschnitt bei Immobilienkrediten folgte. Die kleinen Hauseigentümer erhielten Zahlungserleichterungen. Um die Währung zu schützen und um Kapitalflucht zu verhindern, führte die Regierung Kapitalverkehrskontrollen ein, die bis heute aufrechterhalten werden. So dürfen Privatreisende ins Ausland nur eine beschränkte Zahl Euro umtauschen.
Der IWF respektierte die Vorgehensweise der Regierung. Mehr noch – er fragte den isländischen Finanzminister Steingrimur Sigfusson an, ob er nicht IWF-Hauptverantwortlicher für Griechenland werden wolle. Dieser lehnte jedoch ab (Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 21. Februar 2015).


Lange währte die Krise in Island nicht. Die energische, im Volk abgestützte Politik zeigte bald Resultate. Der Tourismus und die Fischindustrie profitierten massiv von der schwachen Währung. Island wurde billig. Es wurden weniger teure Gebrauchsgüter importiert, dafür mehr im Inland produziert. Auf den Einbruch von sieben Prozent im Jahr 2009 folgte bereits drei Jahre später ein Plus von drei Prozent – ein Wert, der über dem EU-Durchschnitt lag. Die Inflation war verschwunden und die Arbeitslosigkeit liegt heute bei vier Prozent – wie in der Schweiz. Eine Jugendarbeitslosigkeit, die in andern Ländern katastrophale Ausmasse angenommen hat, gibt es nicht. – Die Rating-Agentur Fitch erhöhte die Kreditwürdigkeit des Landes wieder. Sie begründete dies explizit mit dem «Erfolg unorthodoxer Antworten auf die Krise».


Geholfen hat weiter der Entscheid des EFTA-Gerichtshofes im Jahr 2013, der in diesem Fall volksnah urteilte und die Staatshaftung für die ausländischen Bankschulden ablehnte.

Erfolg auf dem Boden der Souveränität und der direkten Demokratie

Warum erholte sich das Land so schnell wieder? Entscheidend für die Rettung war zum einen die Stimme des Volkes. Die Isländer haben nicht nur in zwei Volksabstimmungen entscheidende Weichen gestellt. Die Bevölkerung hat in einer Vielzahl von Aktionen das Geschehen aktiv – aber immer gewaltfrei – mitbestimmt. So wehrte sie sich mit originellen Internetauftritten gegen Versuche von Grossbritannien, die Isländer in die Terror­ecke zu drängen und sämtliche Bankguthaben von Isländern in Grossbritannien einzufrieren. Zum anderen haben die Isländer die Ärmel hochgekrempelt und ihre Volkswirtschaft wieder auf Vordermann gebracht. Die drei «neuen», massiv geschrumpften Banken erfüllen darin ihre traditionelle Aufgabe. Die Bevölkerung verhinderte auch, dass die für die Fehlentwicklung verantwortlichen Bankmanager wie andernorts mit einer hohen Abgangsentschädigung ihre Posten verlassen konnten. Etliche müssen sich heute einem Gerichtsverfahren stellen. Eine parlamentarische Untersuchungskommission hatte einen 2000seitigen Bericht erstellt, der eine kleine Gruppe von etwa 30 Bankmanagern, Regierungsmitgliedern und Notenbankern als Hauptverantwortliche für das Finanzdebakel nannte. Der Oberste Gerichtshof verurteilte vor kurzem vier von ihnen zu fünf bis sechs Jahren Gefängnis wegen betrügerischer Marktmanipulationen und Untreue, die härteste Strafe, die Island im Bereich der Wirtschaftskriminalität je verhängt hat.


Weiter war für die Rettung die eigene Währung entscheidend: Der massive Einbruch der isländischen Krone führte nicht in den Untergang (wie manche Finanzpropheten geunkt hatten), sondern er war die entscheidende Voraussetzung für die schnelle Erholung. Heute hat sich die isländische Krone mit einem Minus von etwa 30 Prozent gegenüber der Vorkrisenzeit stabilisiert. Andere Länder könnten sich davon inspirieren lassen! Für ein Euro-Mitglied wäre ein Austritt aus der Gemeinschaftswährung Voraussetzung für einen ähnlichen Weg.


Der erfolgreiche isländische Weg aus der Bankenkrise unterscheidet sich vom zentralistischen, von oben gesteuerten Weg der Bankenrettung und der «Schuldenbewirtschaftung» der EU, auf dem bankrotte Banken künstlich am Leben gehalten werden und die Steuerzahler haften. Island hat die Meinung gründlich widerlegt, dass die Rettung grosser Banken «alternativlos» sei (Too big to fail). Auch wenn der isländische Weg nicht eins zu eins auf andere Länder übertragen werden kann, inspiriert er doch, mutig neue Wege zu suchen. Er zeigt auch, wie ein kleines Land mit eigener Währung in der globalen Finanzwelt selbstbewusst seinen Platz behaupten kann. Der Rückzug des EU-Beitrittsgesuchs ist die logische Konsequenz. Finanzprobleme dürfen nicht von einer kleinen Elite hinter geschlossenen Türen gelöst werden, sondern die Bevölkerung und die Steuerzahler können konstruktiv mithelfen, den Weg zum Erfolg zu finden. Dass der IWF den isländischen Finanzminister angefragt hat, bei der Bewältigung der Schuldenkrise in Griechenland mitzuhelfen, spricht für sich.   

 

Dimitrios Kisoudis: Goldgrund Eurasien

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Dimitrios Kisoudis: Goldgrund Eurasien – eine Rezension

By Benedikt Kaiser 

Ex: http://www.sezession.de

Dimitrios-Kisoudis_Goldgrund-Eurasien.jpgEng verknüpft mit »Eurasien« [2] als ideologischem Großraumkonzept, das sich gegen die Hegemonialmacht USA stellt, ist der Name Alexander Dugin [3]. Häufig wird er als »Stichwortgeber« Wladimir Putins interpretiert. Der ehemalige Nationalbolschewist Dugin vereinigt in seinem Theoriegehäuse geopolitische, traditionale und russisch-mystische Elemente. Dimitrios Kisoudis untersucht nun diese eklektizistische Ideologie (Goldgrund Eurasien, hier bestellen [4]), stellt sie kenntnisreich in den Kontext eurasischer Visionen, ist aber spürbar weniger von René Guénon, Karl Haushofer oder russischen Mystikern beeinflußt.

Der Anthropologe argumentiert im »Krieg der Ideen« (Kisoudis) vielmehr im libertären Sinne F. A. von Hayeks und Murray Rothbards. Mit den Ahnherren eines klassischen Marktliberalismus (Hayek) bzw. »Anarchokapitalismus« (Rothbard) will Kisoudis nachweisen, daß schon im Kalten Krieg nicht nur der Sowjetkommunismus, sondern auch der westliche »Kollektivismus mit demokratischem Anstrich« von authentischen Liberalen und Libertären scharf kritisiert worden ist. Die Sowjetunion ist verblichen, die Ost-West-Frontstellung hingegen nicht. In der Ukraine, ohne die Rußland kein eurasisches Reich mehr sei (so Großrusse Alexander Dugin und US-Falke Zbigniew Brzezinski [5] übereinstimmend), werde dies besonders deutlich.

Ohnehin sei mit der Präsidentschaft Putins die Konfliktlinie wieder virulent geworden. Putin begann als Europäer, suchte Nähe und wandte sich – verärgert über EU-Arroganz und die Osterweiterung der NATO – vom Westen ab; er wurde zum Eurasier. Der russische Präsident förderte die Verquickung mit der traditionell staatstragenden orthodoxen Kirche (Moskau: das »Dritte Rom«). Während der Westen seine Traditionen auslösche, gestalte Rußland die seinigen neu. Kisoudis verhehlt nicht, daß seine Sympathie dem geopolitischen Antipoden der Vereinigten Staaten gilt, folgt aber nicht der eurasischen Feindschaft zum Liberalismus.

Die Österreichische Schule jedenfalls zähle nicht zu den postmodernen Auflösungsideologien, sondern zeige seit jeher ein Faible für Überlieferungen. Kisoudis läßt diesen Überlegungen eine idealtypische Liberalismus-Exegese folgen samt hinlänglich bekannter libertärer Kritik am Staatsgeld (»Geldsozialismus«), verknüpft mit einem Plädoyer für die Privatisierung des Währungswesens.

Derartiges hat freilich auch in Rußland keine Perspektive. Doch Kisoudis hält sich daran nicht auf, er schätzt das russische Steuersystem, ein gewisses ökonomisches Laisser-faire, allgemeiner: die russischen Freiheiten. Putins Staatskonzeption ist für ihn kein antiliberaler Entwurf, sondern »autoritärer Liberalismus«. Wirtschaft dürfe fast alles – nur nicht für den Gegner arbeiten. Das berge mehr Selbstbestimmungen für Unternehmer als der westliche Sozialdemokratismus. In dieser Lesart ist der neue Kalte Krieg der »heißkalte« Konflikt zwischen dem autoritär-liberalen Osten und dem postmodern-»geldsozialistischen« Westen. Die Vorzeichen haben sich also gewendet: Der Osten ist nicht mehr sozialistisch, der Westen nicht mehr liberal und marktwirtschaftlich.

Kisoudis ist in seinem geistreichen und sprachlich virtuosen Essay außerordentlich stark, wo er die Bereiche Politische Theologie und Geopolitik tangiert, in wirtschaftstheoretischer Sicht verliert er sich allzusehr in anarchokapitalistischer Ideologie, dabei werden die Ebenen der Betrachtung teils jäh gewechselt. Deutschland rät er zu einer Neujustierung der Außen- und Handelspolitik in Richtung China und Rußland. Dann folgt einer der gedanklichen Sprünge des Autors: Viele Probleme Deutschlands habe die »postmoderne Ideologie« amerikanischer Provenienz zu verantworten, aus der folge: »Deutschland ist bunt wie nie. Aber bunt sind auch die Zufallsgemälde des Schimpansen Congo.«

Dimitrios Kisoudis: Goldgrund Eurasien. Der neue Kalte Krieg und das Dritte Rom, Waltrop/Leipzig: Manuscriptum 2015. 120 S., 14 €, hier bestellen [4]

Pressechau - April 2015 (2)

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Pressechau - April 2015 (2)
 
INNENPOLITISCHES / GESELLSCHAFT / VERGANGENHEITSPOLITIK
 
Kinderpornographie: Prozeß gegen Edathy eingestellt
 
(Ob Augstein auch so rechtsstaatlich argumentiert, wenn es mal wieder gegen "Rechtsradikale" geht?)
Reaktionen auf Edathy-Urteil: Das ungesunde Volksempfinden
Eine Kolumne von Jakob Augstein
Im Kinderporno-Skandal bleibt der SPD-Politiker Edathy straffrei. Die Volksseele kocht. Das Netz ist plötzlich voller Rechtsexperten. Und auch Til Schweiger hat eine Meinung. Zum Glück sind Facebook und Co. nicht der Rechtsstaat.
 
Bei der AfD bin ich strategisch unerwünscht – oder nicht ich. Sondern überhaupt.
 
Die „Erfurter Resolution“ der AfD – eine rasche Bewertung
 
„Erfurter Resolution“
Streit in AfD: Henkel warnt vor „völkischem Gedankengut“
 
Erfurter Resolution: Henkel bläst zur Jagd, der Rest schweigt
 
Spannungen in Thüringer AfD-Landtagsfraktion
 
Der Typ Bernd Lucke oder Es gibt keine Alternative im Etablierten
 
Nicht weltoffen genug
Grüne schimpfen über „Erasmus“-Stiftung der AfD
 
Bundestag beschließt Frauenquote
 
Verfassungsschutz: Thüringen schafft V-Leute ab
 
Geldsegen
Kirchen verbuchen Steuereinnahmen auf Rekordniveau
 
Sudetendeutsche verzichten auf Entschädigung
 
70 Jahre Kriegsende
Richtige Entscheidung, falscher Grund
 
Hindenburg bleibt Berliner Ehrenbürger
 
LINKE / KAMPF GEGEN RECHTS / ANTIFASCHISMUS / RECHTE
 
Als PEGIDA-Versteher bei der Lega Nord in Rom – ein Bericht
 
Der zweite Atem der Pegida
 
Grusswort von Heidi Mund
PEGIDA Frankfurt Rhein-Main
 
Mobilisierungsvideo: PEGIDA Abendspaziergang am 09.03.2015 in Dresden – Timelapse
 
Demonstration in Dresden
Pegida wächst wieder
 
Ausschnitt aus der Rede Götz Kubitscheks
"Und dann gehen wir hier vom Neumarkt zum PEGIDA-Platz - über die Bachmann-Straße."
 
Pegida-Kundgebung in Frankfurt Pegida: Heftige Krawalle in Frankfurt
Von Christian Scheh
Erstmals bestanden die Pegida-Islamkritiker darauf, ihren Umzug durch die Innenstadt zu machen. Kurz darauf kam es zu heftigen Auseinandersetzungen in Frankfurt.
 
Pegida in Frankfurt
Sechs Verletzte durch Krawalle bei Pegida-Demo
Lange blieb es rund um die sechste Pegida-Kundgebung am Montagabend ruhig. Doch als die Islamkritiker auf ihren Umzug durch die Innenstadt bestanden, eskalierte die Lage.
 
Demonstrationen in Wuppertal
Pegida erhebt schwere Vorwürfe gegen die Polizei
 
Nach linken Protesten
Staatssekretär sagt Gespräch mit Pegida ab
 
Tröglitz
"Da müssen alle Alarmglocken schrillen" 
Nazis treiben Bürgermeister aus dem Amt
 
Bürgermeister-Rücktritt aus AngstTrotz
NPD-Umzug: Tröglitz nimmt Flüchtlinge auf
 
Wenn Wutbürger und Neonazis das Kommando übernehmen: Der Fall Tröglitz
 
(Zu den wahren Hintergründen des Rücktritts)
Tröglitz, die Pegida und eine Schaufel Sand
 
(Bei den bedrohlicheren Attacken der linken Gegenseite findet hingegen mal wieder kein großer Protest von etablierter Presse und Politik statt…)
Linksextremismus
Morddrohungen gegen Bürgermeisterkandidat
 
Linksextremismus-Äußerung von Gysi stoßen auf heftige Kritik
 
Polizeigewerkschaft empört über Linken-Fraktionschef Gysi
 
Extremismus
Eine asymmetrische Ächtung
von Dieter Stein
 
Aufgeschnappt
Wie Borussia Dortmund linke Gewalt verharmlost
von Matthias Bäkermann
 
Blockupy
Der falsche Protest, die falsche Adresse
Anmerkungen zu den Aktionen gegen die EZB in Frankfurt
 
Blockupy-Organisator zeigt "großes Verständnis" für Wut und Empörung
 
Frankfurt am Main: Krawalle bei Blockupy-Protesten rund um die EZB
 
Die Saat der linken Gewalt ist explodiert
Frankfurt in Geiselhaft von politisch motivierten Kriminellen
 
Politisches Versagen an Frankfurts „Schwarzen Mittwoch“
Der Linksterror war langfristig geplant und programmiert
 
Blockupy-Ausschreitungen
Randalierer zerstören Makler-Geschäft
Bereits vor den Ausschreitungen rund um die Blockupy-Proteste haben Randalierer Geschäfte angegriffen. So wurden im Westend die Geschäftsräume des Makler-Unternehmens Von Poll Immobilien zerstört.
 
„Blockupy“-Krawalle
Frankfurt: Zahl der verletzten Polizisten auf 150 gestiegen
 
Polizei rechnet mit Blockupy ab
 
Linksextremer Terror
Der Feind steht links
von Michael Paulwitz
 
(Zu Blockupy)
Sozialisten gegen sich selbst
 
Chaos in Frankfurt: Blockupy von Sinnen
von Tomasz M. Froelich
Die intellektuelle Substanz der Kapitalismuskritik ist bescheiden
 
(Zur Blockupy-Berichterstattung und Verharmlosung der Linken sowie zur  Kapitalismuskritik)
Blockupy & Pegida, vereint euch!
 
Die Aufwiegler sitzen in den Redaktionsstuben
 
Italienischer Blockupy-Demonstrant in Haft
Aktivisten sprechen von Menschenrechtsverletzung
 
„Blockupy“ und die Frankfurter Hetzmasse am Montag
Eine Rede in der Römer-Debatte um die Ereignisse am 18. März 2015
 
Linksextreme als Nichtregierungsorganisation
 
Von der JF zur WfD oder: Post von Lichtmesz
 
(Demagogischer Artikel von Welt-Feuilletonredakteur Matthias Heine)
Wer Gutmensch sagt, verdient sich seinen Shitstorm
Der lange Weg nach rechts: Vom alten mährischen Familiennamen ist Gutmensch zum Hasswort der Gegenwart geworden. Benutzen kann man es nicht mehr. Manche haben das allerdings noch nicht mitbekommen.
 
(ähnliche Tonlage)
Deutschland
Am Arsch der Welt
Das Abendland ist ein deutscher Sonderweg von Kultur, Geist, Stolz, Volk und Weinerlichkeit. Warum dieses Geisterreich der Gefühle nicht totzukriegen ist. Eine Polemik von David Hugendick
 
(Eine Antwort auf Matthias Heine)
Haßwörter und Pesthauch
 
AfD-Vize Gauland besucht Hamburgs rechte SWG
 
Vortrag bei umstrittener SWG
AfD zu Besuch bei Hamburgs Rechten
 
Freimaurer distanzieren sich von rechter SWG
 
(Der nächste plötzlich verstorbene Zeuge)
NSU-Morde
Tote Zeugin: Keine Hinweise auf Fremdeinwirken
 

War. What Is It Good for?

 

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War. What Is It Good for?

Review – The productive role of military conquest

by Ben Shephard

Ex: http://www.theguardian.com

Taking an evolutionary approach to history, Ian Morris argues that humanity has benefited from centuries of warfare

War is good for absolutely nothing; it means "destruction of innocent lives" and "tears to thousands of mothers' eyes" – so go the lyrics of the classic 1970 pop hit. Ian Morris does not agree. War is essential to history, he argues in his new book. Only through warfare has humanity been able to come together in larger societies and thus to enjoy security and riches. It is largely thanks to the wars of the past that our modern lives are 20 times safer than those of our stone age ancestors.

Morris.jpgThis proposition is not as startling or paradoxical as it might at first seem, especially as by "war" Morris means conquest or nation-building. Nor is it particularly original. Back in the 17th century, Thomas Hobbes set the ball rolling with his vision of life as nasty, brutish and short; much more recently, the Israeli historian Azar Gat has set out the evidence at length in his War in Human Civilization. Morris's book is essentially a popularisation of Gat's monumental, if forbidding work.

To prove his case, Morris reviews the history of warfare, carrying the reader confidently from bows and arrows to ballistic missiles, and sketching in the parallel development of social forms, from hunter-gatherer groups to the EU.

He is particularly good on the role of military innovation in the long process of European colonisation, which began in the 15th century and ended in 1914. His neat formula about the productive role of war works best for the classical period but falters by the time it reaches the 18th century, as ideology, high finance and diplomacy enter the equation. Morris's response is to bolt on extra elements – such as the model of global conflict produced by the geographer Sir Halford Mackinder in the 1900s – or simply to concentrate on the military narrative.

As in his Why the West Rules – for Now, Morris combines extraordinary erudition with light, manageable prose. He bestrides the oceans and continents, leaps nimbly across the disciplines, and works hard to keep the reader engaged. We learn that "if an elephant rampaged in the wrong direction, the only way to stop it from trampling friends rather than foes was for its driver to hammer a wooden wedge into the base of its skull"; that Robert Clive, after winning the Battle of Plassey in 1757, helped himself to a reward of £160,000 (about $400m in today's money); and that during the first world war, Britain and her allies spent $36,485.48 for every enemy soldier they killed, whereas Germany and her allies spent only $11,344.77 per corpse. As the success of Jared Diamond's books shows, there is now a huge public appetite for this sort of brew of history, anthropology, archaeology, evolutionary psychology and biology – particularly when served up as tastily and intelligently as it is by Morris.

What, though, does it all add up to? Big History of this kind is often more interesting for the cultural assumptions behind it than for its content: Hegel thought the function of history was to produce the Prussian state; Toynbee saw the hand of God everywhere. Morris is a typical modern academic: a materialist, but not a Marxist, with a strongly evolutionary approach. He favours geographical explanations, discounts the role of ideas and downplays the "western intellectual tradition".

So, when he gets to what he calls "probably the most important question in the whole of military history" – why did China not keep its early lead in firearms ? – he dismisses Victor Davis Hanson's argument that a longstanding western cultural stance towards rationalism, free inquiry and the dissemination of knowledge led Europe to forge ahead, and prefers the simpler answer that Europeans got good at guns because they fought a lot and that the topography of Europe encouraged its population to invest in guns.

Again, as an archaeologist, Morris takes the long view and a rigorously quantitative approach. This means that he can dismiss Hitler, the Holocaust and the second world war as minor blips in the real story of the 20th century – the quantum leap in living standards and life expectancy. So what if 50 million died? That is a tiny amount compared to the growth in the Chinese population over this period.

Which, some people might think, only goes to show that the quantitative approach is intellectually worthless. What is more, some of Morris's quantitative assertions don't bear close scrutiny; as he himself concedes, the statistical evidence for the violence of early society is based on impressionistic evidence and fraught with methodological difficulties.

In his conclusion Morris speculates on the future of warfare when the current Pax Americana runs out. I wish I shared his faith that "the computerisation of everything" will make war redundant.

00:05 Publié dans Livre, Livre | Lien permanent | Commentaires (0) | Tags : livre, ian morris, guerre, histoire, militaria | |  del.icio.us | | Digg! Digg |  Facebook